DAS DRITTE GEBOT

Im dritten Gebot geht es um Ehrfurcht

Du wirst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht.« (2. Mose 20,7 Elberfelder)

Wenn wir wirklich wissen wollen, was dieses Gebot bedeutet, ist es zuerst wichtig, dass wir uns näher mit der Frage beschäftigen, wer der allmächtige Gott ist. In der deutschen Bibel verbirgt sich hinter dem, mit Großbuchstaben geschriebenen Wort »Herr« der hebräische Gottesname. Er besteht aus den vier hebräischen Buchstaben Jūd Hej Wāw Hej [הוהי], die etwa unseren Buchstaben JHWH entsprechen. Dieser Name wurde zur Zeit Jesu NUR EINMAL im Jahr vom Hohenpriester ausgesprochen: am Versöhnungstag. Dabei sangen die Leviten so laut, dass niemand ihn verstehen konnte. Mit der Zerstörung des Tempels ist auch diese Tradition
zu Ende gegangen. Die Juden lesen überall, wo der heilige Gottesname in der Bibel vorkommt, entweder Adonai (also Herr) Adonai Elohim (d. h. Herr Gott) oder ha-Shem (was einfach nur »der Name« bedeutet).

Dieser Gepflogenheit hat man sich in den meisten Bibelübersetzungen angeschlossen. Warum aber diese indirekte Benennung Gottes? Was führte Menschen dazu, den heiligen Gottesnamen nicht auszusprechen? Einige Bibelverse geben Antwort darauf:

Jesaja 6,3 »Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!«

Jesaja 37,16 »O Herr der Heerscharen, du Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du allein bist Gott über alle Königreiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht.«

Psalm 8,4.5 Neues Leben »Wenn ich den Himmel betrachte und das Werk deiner Hände sehe – den Mond und die Sterne, die du an ihren Platz gestellt hast -, wie klein und unbedeutend ist da der Mensch und doch denkst du an ihn und sorgst für ihn!«

1. Timotheus 6,16 »Der allein Unsterblichkeit hat und in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; ihm sei Ehre und ewige
Macht!«

2. Mose 3,6 »Da verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.«

Hebräer 12,29 »Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.«

Nehemia 1,5 »Und ich sprach: Ach, Herr, du Gott des Himmels, du großer und furchtge- bietender Gott, der den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten!«

Jeremia 33,11 »Dankt dem Herrn der Heerscharen, denn der Herr ist freundlich, und sei- ne Gnade währt ewiglich!«

Jesaja 45,18 »Denn so spricht der Herr, der Schöpfer der Himmel – Er ist Gott – der die Erde gebildet und bereitet hat – Er hat sie gegründet; nicht als Einöde hat er sie geschaffen, um bewohnt zu sein, hat er sie gebildet -: Ich bin der Herr, und sonst gibt es keinen!«

Psalm 86,15 »Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue.«

Zu diesen Bibelversen kommen noch manche persönliche Erfahrunge  hinzu, die gottesfürchtige Menschen mit ihrem großen Gott machen durften. Erfahrungen, in denen sie erkannt haben, dass Gott nicht nur allmächtig ist, sondern auch voll gütiger und barmherziger Liebe.

Jetzt haben wir die Antwort auf die Frage, warum viele Menschen den heiligen Gottesnamen nicht aussprechen. Die große Ehrfurcht vor diesem großen, allmächtigen und auch liebevollen Gott veranlasst sie, den hebräischen Gottesnamen NICHT — und Seine anderen Namen auch nur sehr ehrfürchtig auszusprechen.

Dazu kommt noch, dass die genaue Aussprache des Gottesnamens nur schwer rekonstruiert werden kann, weil die hebräische Schrift lange Zeit ohne Vokale geschrieben wurde.

Das dritte Gebot hat aber noch eine tiefere Bedeutung. Nach der Schlach- terübersetzung lautet der Text folgendermaßen: »Du wirst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen miss-
braucht.« (2. Mose 20,7)

Hier ist die Rede vom Namensmissbrauch. Wie ist das zu verstehen?

Angenommen, ein Deutscher, der im Ausland lebt, läuft verwahrlost her- um, macht seine Arbeit nur oberflächlich, lügt und stiehlt dazu noch. Er macht also seinem Namen als Deutscher Schande, bringt Deutschland und die Deutschen in Verruf.

Etwas Ähnliches geschieht, wenn sich ein so genannter Nachfolger Got- tes nicht an Gottes Gebote hält und ein unordentliches, unehrliches und liebloses Wesen hat. Ein solcher Mensch bringt nicht nur seine Familie in Verruf, sondern vor allem seinen Gott, als dessen Nachfolger er sich aus- gibt. Wer Gottes Heiligkeit herabwürdigt, indem er die Zehn Gebote nicht
beachtet, gleichzeitig aber behauptet, er gehöre zu Gott, der missbraucht Gottes Namen. Das genau beschreibt der Apostel Paulus im folgenden Bi- belvers: »Du bist stolz darauf, das Gesetz zu kennen, aber du machst GottSchande, indem du dich nicht daran hältst. Das steht schon in der Schrift: ‚Euretwegen verspottet die Welt den Namen Gottes.‘« (Römer 2,23.24 Neues Leben)

Der angebliche Lobgesang zu Gottes Ehren kann gegen das dritte Gebot ebenso verstoßen. Wenn religiöse Lieder im Stil der modernen Popmusik interpretiert werden, wird Gottes Wesen fast immer falsch dargestellt. Oft werden dabei auch die Bezeichnungen »Gott« oder »Herr« litanei- oder MANTRA-artig wiederholt. In Gebeten wird die Anrede Gottes oft ebenfalls völlig unbedacht wiederholt. Im kurzen Mustergebet Jesu, dem »Vaterunser«, kommt die Anrede Gottes dagegen nur einmal vor (Matthäus 6,9).

Es gibt Christen, die bei jeder Gelegenheit den heiligen Gottesnamen aussprechen. Sie berufen sich dabei auf Aussagen der Bibel wie zum Beispiel: »Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.« (Apostel geschichte 2,21) Wie das aber zu verstehen ist, zeigte der Herr Jesus selbst, als er auf der Erde war. Er ist für uns das beste Beispiel. Nie hat Jesus  in seinen Gebeten Gott mit seinem heiligen Namen angeredet, sondern immer nur mit »Vater«. Auch als er seinen Jüngern zeigte, wie man betet, sagte er nur: »Unser Vater!«

Um deutlich zu machen, dass mit dieser Anrede nicht etwa ein leiblicher Vater, Großvater oder gar Satan gemeint ist, der ja auch den Titel »Vater« trägt, fügt er in seinem Gebet an: »Unser Vater, der du bist im Himmel.«

Er sagt sogar weiter: »Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt wer- de dein Name.« (Matthäus 6,9) Hier hätte man doch wenigstens erwarten können, dass er Gottes heiligen Namen einmal aussprechen würde; aber er tat es nicht. Ganz gegen menschliches Erwarten spricht der Herr Jesus in seinem Mustergebet den heiligen Gottesnamen nicht aus, und trotz-
dem wussten alle, wen er anrief.

Man könnte diese hohe Ethik mit einer Familie vergleichen, in der die Kinder ihre Eltern grundsätzlich mit Vater und Mutter ansprechen. Es gibt aber heutzutage auch Familien, in denen die Kinder ihre Eltern nur beim Vornamen nennen. Oft geht mit dieser falsch verstandenen Part- nerschaftlichkeit auch eine Respektlosigkeit anderen Autoritäten und
Werten gegenüber einher. Der so häufig beklagte Werteverfall mit seinen
kriminellen Folgen ist nicht zuletzt ein Resultat dieser Ehrfurchtslosigkeit.

Ein ähnlicher Dominoeffekt ist bei den Menschen zu beobachten, die keine angemessene Achtung und Ehrfurcht vor Gott haben. Sie verlieren auch den Respekt vor der Natur, den Tieren und ihren Mitmenschen.

Wer den heiligen Gott leichtsinnig und respektlos anredet, entehrt und erniedrigt ihn. Und wer die Heiligkeit Gottes herabwürdigt, verliert auch immer mehr die Achtung vor seinen Zehn Geboten. Dies führt nach und nach zur Anarchie, zu einem Leben ohne Frieden und Rücksichtnahme.

Darum heißt es im dritten Gebot: »Denn der Herr wird den nicht unge- straft lassen, der seinen Namen missbraucht.«

Jesus hat uns gezeigt, wie wir den allmächtigen Gott liebevoll anreden  können: »Unser Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name.« Gottes Kinder werden den Namen Gottes durch ihr Leben heiligen. Denn wer Jesus in sein Leben aufnimmt, der wird zu einem neuen Menschen und bekommt einen neuen Charakter. Johannes beschreibt diesen Cha- rakter mit einem Bild: »die trugen den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben.« (Offenbarung 14,1) Es steht ihnen also ins Gesicht geschrieben, dass sie Gottes Kinder sind.

Der Apostel Paulus fordert alle auf, die Gottes Namen gebrauchen: »Jeder, der den Namen des Herrn nennt, halte sich fern von der Ungerechtigkeit!« (2. Timotheus 2,19 Elberfelder) Bedenken wir also: Wer Gottes Namen ausspricht, soll ihn mit großer Ehrfurcht aussprechen und als Gotteskind auch so leben, dass sein Name dadurch geehrt wird.