DIE ZEHN GEBOTE

Schon König David sehnte sich nach einem tieferen Verständnis der Zehn Gebote und dichtete: »Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz.« (Psalm 119,18)

In dieser Studie verwenden wir zu jedem Gebot einen Schlüsselbegriff. Dieser Schlüsselbegriff soll das jeweilige Gebot unserem Verständnis besser aufschließen.

Manch einer könnte auf den Gedanken kommen, Jesus habe übertrieben, als er sagte: Wer eine Frau mit Begierde ansieht, hat das siebte Gebot schon übertreten. Die Praxis jedoch zeigt: Jede Vergewaltigung fängt tatsächlich im Herzen an, mit einem unscheinbaren Gedanken oder Eindruck, der weitergesponnen und zu einer Sehnsucht entwickelt wird. Bei genauer Betrachtung gilt das für alle Gebote: Jede Übertretung oder Sünde fängt klein an!

Gottes Zehn Gebote machen uns bewusst, dass Sünde an der Wurzel gepackt werden muss.

Stellen Sie sich einen Menschen vor, der ganz alleine lebt und nie sein Haus verlässt. Er kann leben wie er will, selbst bestimmen, was er tut oder lässt, und wie gut oder schlecht er sich verhält. Er ist sein eigenes Gesetz! Sobald er aber seinen Lebensraum mit einer weiteren Person teilen muss, ist es mit seiner unbegrenzten Freiheit vorbei. Wenn er in Frieden und gegenseitiger Rücksicht mit seinem neuen Gefährten zusammenleben möchte, braucht er Regeln und Normen, die für beide gelten. Werden diese Regeln nicht eingehalten, hat das schnell unangenehme Folgen.

Ein Kind, das nicht gelernt hat, sich an bestimmte Regeln in der Familie zu halten, wird schon bald zum Familientyrann und kommt später im Leben nur schlecht zurecht. Psychische Störungen, Drogensucht, Kriminalität oder gar Selbstmord sind nicht selten die Folge.

Gesetze regeln das Zusammenleben der Menschen und halten die Ordnung aufrecht. Wenn sie befolgt werden, leben die Bürger friedlich zusammen. Werden sie missachtet, entsteht nach einer gewissen Zeit ein unglaubliches Chaos und das Leben wird zum Überlebenskampf.

Auch unser Organismus und die Natur, in der wir leben, werden von guten Regeln und Gesetzen regiert. Ohne sie wäre unser Leben gar nicht denkbar.

Selbst die winzigsten Teilchen im Mikrokosmos bewegen sich auf festgelegten Bahnen. Auch die Gestirne im Makrokosmos ziehen nach bestimmten Gravitationsgesetzen ihre Bahn. Würde unsere Erde nur geringfügig von ihrer Bahn abweichen, hätte dies für die Erdbewohner katastrophale Folgen.

Auch das Leben der Pflanzen funktioniert nach bestimmten Gesetzen, von denen der Mensch abhängig ist. Würden die Pflanzen keine Photosynthese betreiben, hätten wir nicht genügend Sauerstoff zum Atmen.

Wer hat diese Gesetze festgelegt? Wer sorgt dafür, dass sie eingehalten werden? Die Ordnung und Harmonie der Gesetzmäßigkeiten im Mikro- und Makrokosmos, in der Natur und im Menschen, ist doch ein Beweis unendlicher Weisheit und Macht.

Diese wunderbaren Gesetzmäßigkeiten im Menschen, in der Natur und im Kosmos können nur von einer überaus mächtigen, klugen Intelligenz erdacht worden sein. Nur die größte Weisheit kann sie in solcher Harmo- nie funktionieren lassen. Hinter diesen Naturgesetzen steht Gott, der allgewaltige Herrscher des Universums. Der Weg, den seine Gebote weisen, ist der Weg des Lebens.

Die Menschen wurden als freie Wesen mit einem freien Willen geschaffen. Zu Beginn mussten sie alles lernen: Wie gestalte ich meinen Alltag? Wie lebe ich friedlich und rücksichtsvoll mit meinen Mitmenschen zusammen? Deshalb leitete Gott selbst sie an. Ein Beispiel aus der Genesis: »Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.« (1. Mose 2,15)

Der Mensch lernte, was er essen durfte und was nicht (1. Mose 2,16.17). Er lernte, eine Familie zu gründen, in der Mann und Frau eine untrennbare Einheit in der Ehe bilden (1.Mose 1,28). Er lernte, den siebten Tag, den Sabbat, heiligzuhalten (1.Mose 2,3), ehrlich zu sein (1. Mose 3,12.13), andere nicht zu beneiden oder zu töten (1.Mose 4,3-8), sondern sich um seinen Mitmenschen zu kümmern (1.Mose 4,9).

Vor allem wurde der Mensch gewarnt, neben seinem allmächtigen Gott keinen anderen Gott zu haben. Er durfte sich also nicht von anderen verführen lassen, die Gottes Anweisungen abschwächen oder abändern wollten. Gott sagte: »Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wirst du nicht essen!« (1. Mose 2,16.17) Dieses Gebot Gottes anzuzweifeln oder Gott sogar der Lüge zu verdächtigen wäre fatal. Doch Satan tat es durch das Medi- um der Schlange (1. Mose 3,1-5). Schon lange vor Mose gab also Gott den Menschen verschiedene Anweisungen. Dafür gibt es in der Genesis viele Beispiele.

Im Laufe der Zeit gerieten Gottes Anweisungen aber immer mehr in Vergessenheit. Fremde Traditionen kamen auf. Darum schrieb Gott seine Anweisungen mit eigenem Finger auf zwei Steintafeln und gab sie den Menschen. Diese Anweisungen sind die bekannten Zehn Gebote, zwei Tafeln mit zehn Worten. Die Bibel berichtet an verschiedenen Stellen davon, zum Beispiel in 5. Mose 4,13: »Und er verkündigte euch seinen Bund, den zu halten er euch gebot: die zehn Worte. Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.« Darum bezeichnet man diese Gebote als Dekalog. Griechisch »deka« bedeutet zehn und »logos« heißt auf Deutsch Wort.

Was Mose damals von Gott überreicht wurde, war also eigentlich nichts Neues. Diese Gebote gelten im ganzen Kosmos. Überall, wo intelligente Wesen existieren, sind Regeln erforderlich. Es ist ein Gesetz, das ein Leben in Frieden und gegenseitiger Rücksicht garantiert. »Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Grundfeste. Gnade und Treue gehen vor deinem Angesicht her.« (Psalm 89,15) »Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Gerechtigkeit, und dein Gesetz ist Wahrheit.« (Psalm 119,142)

Gottes Gebote kann man mit dem Verstand befolgen oder besser noch aus Liebe. Worin liegt der Unterschied? Mit dem Verstand kann man be- greifen, dass es gut ist, das achte Gebot zu befolgen und nicht zu stehlen. Man sieht ein, dass es rücksichtslos ist, dem anderen etwas wegzuneh- men, denn ihm entsteht dadurch Schaden. Daher stiehlt man nicht. Wird dieses Gebot aber aus Liebe befolgt, dann lässt man nicht nur das Stehlen, sondern gibt sogar und verschenkt.

Beim sechsten Gebot bedeutet das, statt nicht zu töten, bewahre und schütze ich sogar Leben. Solch eine tiefe Bedeutung haben alle Zehn Gebote.

Dieses tiefe Verständnis der Gebote Gottes hat auch Jesus von Nazareth gelehrt. Einmal wurde er von einem Schriftgelehrten gefragt: »Lehrer, welches ist das größte Gebot in dem Gesetz? Er aber sprach zu ihm: ‚Du wirst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.‘ Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: ‚Du wirst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.« (Matthäus 22,36-40)

Hat Jesus hier den Zehn Geboten noch zwei hinzugefügt? Nein, denn er sagt: »Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.« (Johannes 14,21) und auch Paulus schreibt: »So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.« (Römer 13,10) Die Zehn Gebote definieren also, was Liebe ist. (Was wahre Liebe ist, beschreibt die Bibel noch an weiteren Stellen: Johannes 14,15; Römer 13,8-10; 1. Timotheus 1,5 usw.)

Nach 1. Johannes 3,4 ist Sünde die Übertretung des Gesetzes und Römer 6,23 sagt: »Der Sünde Sold ist Tod; Gottes Gabe aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.« Da das Gesetz so heilig ist wie der Gesetzesgeber – wie Gott selbst –, kann der Mensch nur durch den Opfertod seines Sohnes freigesprochen werden. Wer seine Sünde bereut, entstandenen Schaden soweit wie möglich wiedergutmacht und sich von seinem gesetzlosen Weg abwendet, darf voller Vertrauen und Hoffnung den an- gebotenen Freispruch annehmen.

Gott gab seinen Sohn Jesus Christus als Opfer, um den Menschen einen Ausweg zu bahnen aus dem Elend der Gesetzlosigkeit und seinen Folgen. Weil der himmlische Vater so handelte, wissen wir umso fester, dass die Zehn Gebote unveränderlich sind. Gott will die Menschen wieder zurück- führen zu der Harmonie und dem Frieden, die in seinem vollkommenen Gesetz der Liebe beschrieben werden.

Wird diese Ordnung verändert und die Harmonie der menschlichen Systeme, der Gesellschaft und der Umwelt gestört, dann sind die Gesetze nicht beachtet worden. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Gesetze kennen, die unser Leben, unsere Gesellschaft und unsere Umwelt schützen und bewahren. Jedes »Du wirst nicht«, ob im Natur- oder Moralgesetz, birgt eine Verheißung. Vertrauen wir nämlich dem Gebot, so werden un- sere Schritte von Segen begleitet sein, misstrauen wir ihm aber, so müs- sen wir mit Schaden und Unheil rechnen.

»Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund. Darum frisst der Fluch die Erde, und büßen müssen‘s, die darauf wohnen.« (Jes. 24,5.6)

Gott hat in seinem geschriebenen Wort und in dem großen Buch der Natur die Gesetze des Lebens offenbart. Sie sind als Schutzwall für seine Ge- schöpfe gedacht. Wenn wir körperlich und seelisch gesund werden und bleiben wollen, ist die Suche nach einer tiefen Erkenntnis und Erfahrung der Zehn Gebote der beste Weg. Das Gleiche gilt für den Umweltschutz, für ein geordnetes Zusammenleben der Menschen und für unsere Beziehung zu unserem Schöpfer.

»Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln! Wohl denen, die sich an seine Mahnungen halten, die ihn von ganzem Herzen suchen, die auf seinen Wegen wandeln und kein Unrecht tun.« (Psalm 119,1-3) »Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.« (Matthäus 19,17)

BEIM ZITIEREN DER EINZELNEN GEBOTE WIRD STATT DES IN DEN DEUTSCHEN ÜBERSETZUNGEN GEBRAUCHTEN BEGRIFFS – »DU SOLLST NICHT«
– DER RICHTIGE BEGRIFF – »DU WIRST NICHT« – BENUTZT.