Im vierten Gebot geht es um Treue.
Liebe Leser! Das vierte Gebot beginnt mit den Worten: »Ge- denke an den Sabbattag.« Die Aufforderung, an diesen Tag zu denken, zeigt, dass dieser Gedenktag schon aus der Zeit vor der Gesetzgebung am Sinai stammte. Mose berichtet, dass Gott den siebten Schöpfungstag als Vollendung der Schöpfung und als Ruhepause einsetzte. An ihm sollte der Mensch seinen wunderbaren Schöpfer besser und intensiver kennen lernen. Dieser Lernprozess war dabei als ewige Einrichtung gedacht. Denn für seine treuen Freunde hält Gott immer neue Erkenntnisse bereit. Großer Segen wartet auf alle, die seine Nähe in der von ihm geheiligten Zeit suchen und dieser wöchent- lichen Verabredung mit seinem Schöpfer treu bleiben. Deshalb trifft das
Wort »TREUE« den tiefen Sinn des vierten Gebots.
»Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage wirst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da wirst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.« (2. Mose 20,8-11)
Dieses Gebot besteht aus vier tiefsinnigen Aufforderungen. Wir werden sie jetzt im Einzelnen betrachten.
Zuerst heißt es: »Gedenke an den Sabbattag!« »Gedenke« bezieht sich nicht allein auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Zukunft. »Gedenke« fordert dazu auf, den Sabbattag vorausschauend zu erwarten und sich auf die gemeinsame Zeit mit dem Schöpfer vorzubereiten. Dafür soll eine äußere At- mosphäre geschaffen werden. Die Wohnung wird aufgeräumt, geputzt und geschmückt. Aber auch die innere Atmosphäre wird vorbereitet, der Geist entrümpelt von aller Hektik und allen Alltagspflichten, damit er frei wird für neue Erkenntnisse und Eindrücke, die der Schöpfer ihm schenken will.
Die zweite Aufforderung lautet: »Und heilige ihn.« Das Wort »heiligen« bedeutet reservieren, weihen, und zwar dafür, dass der Schöpfer selbst an uns wirken kann. Das heißt, hier werden 24 Stunden Sabbattag aus der Sieben-Tage-Woche herausgehoben.
Der siebte Tag ist eine besonders wichtige Zeit für »den Herrn, deinen Gott«, sagt uns das Gebot. Warum? Weil er Sie wieder zu dem machen will, wie er Sie ursprünglich gemeint hat: zum Bild Gottes. Leider ist das Bild Gottes im Menschen heute durch die Sünde und die Trennung von Gott entstellt. Wenn der Schöpfer wieder in uns wirken soll, brauchen wir un- bedingt die vollkommene Ruhe und Stille dieser Zeit.
»Und der Herr redete mit Mose und sprach: Rede du zu den Kindern Is- raels und sprich: Haltet nur ja meine Sabbate! Denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch für alle künftigen Geschlechter, damit ihr erkennt, dass ich, der Herr, es bin, der euch heiligt.« (2 Mose 31,12.13)
Der Sabbat ist also auch ein Treuezeichen zwischen Gott und seinem Volk. Wer zu Gott gehört, seinen Sabbat treu hält und erfährt, was wahres Sabbathalten ist, der richtet dadurch das Zeichen des lebendigen Schöpfergottes auf. Er gehört zum Volk Gottes und bezeugt der Welt den Schöpfer.
Die dritte Aufforderung im vierten Gebot lautet: »Sechs Tage wirst du arbeiten und alle deine Werke tun.« Gott fordert den Menschen auf, sechs Tage treu zu arbeiten. Das ist nicht zu viel verlangt, denn der Mensch ist von Gott so veranlagt, dass er sich nach Arbeit sehnt. Besonders schöpferische Tätigkeiten empfindet er als befriedigend. Menschen, die keine oder nur eine unbefriedigende Arbeit haben, sind unglücklich und oft so verzweifelt, dass sie krank werden. Dagegen schmeckt nach einem anstrengenden, aber befriedigenden Arbeitstag die Mahlzeit besonders gut. Faule Menschen bringen sich selbst um den Segen der Arbeit, setzen sich oft schädlichen Einflüssen aus und geraten leicht auf die schiefe Bahn. Faulheit ist also auch eine Übertretung des vierten Gebots.
Die vierte Aufforderung lautet: »Da wirst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt.« Dieser Tag der Ruhe gilt also nicht nur für Familienväter und — -mütter, sondern auch für die Kinder und darüber hinaus noch für alle sonstigen
Familienangehörigen, Gäste oder Angestellten im Haus. Selbst die Tiere sind in diese Ruhe mit einbezogen.
Die Bibel gibt noch weitere Richtlinien, damit wir besser verstehen, wie heilig der Sabbat ist. Wenn wir uns an sie halten, werden wir diese geseg- nete Ruhezeit nach Gottes Plan gestalten:
Das Sabbatessen wird am Freitag vorbereitet: »Das ist es, was der Herr gesagt hat: Morgen ist eine Ruhe, ein heiliger Sabbat des Herrn! Was ihr backen wollt, das backt, [d.h. am Freita] und was ihr kochen wollt, das kocht; was aber übrig ist, das legt beiseite, damit es bis zum Morgen aufbewahrt wird.« (2. Mose 16,23) Keine Handelsaktivitäten am Sabbat. In Nehemia lesen wir: »Wenn die Völker des Landes am Sabbattag Ware und allerlei Getreide zum Verkauf brächten, würden wir sie ihnen am Sabbat und an heiligen Tagen nicht abnehmen.« (Nehemia 10,32)
Und was ist mit körperlichen Arbeiten? In Jeremia lesen wir: »So spricht der Herr: Hütet euch um eurer Seele willen, dass ihr am Sabbattag keine Last auf euch nehmt und sie zu den Toren Jerusalems hereinbringt! Auch sollt ihr am Sabbattag keine Last aus euren Häusern tragen und kein Werk tun; sondern heiligt den Sabbattag, wie ich es euren Vätern geboten
habe!« (Jeremia 17,21)
Und nun eine ganz besondere Verheißung: In Jesaja lesen wir: »Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, dass du nicht an meinem heiligen Tag tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen Tag des Herrn ehrenwert; wenn du ihn ehrst, sodass du nicht dei- ne Gänge erledigst und nicht dein Geschäft treibst, noch nichtige Worte
redest.« (Jesaja 58,13)
In diesen Worten geht es nicht in erster Linie um unseren beruflichen All- tag, den wir am Sabbat hinter uns lassen sollen, sondern ganz allgemein um eine Pause von unseren Interessen und Zielen, unseren Wünschen und Plänen, unseren Wegen und Worten.
Hier lädt Gott uns ein, die Wonne der besonderen Sabbatgemeinschaft mit unserem Gott und Vater zu genießen. Wenn der Mensch den Sabbat konsequent für Gott reserviert und von allem freihält, was die enge Gemeinschaft mit ihm stören könnte; wenn wir treu und aufrichtig den Sabbat heiligen und im Gebet mit Gott verbunden sind, dann verheißt uns Gott großen Segen: »Wenn du am Sabbat deinen Fuß zurückhältst, dass du nicht an meinem heiligen Tag tust, was dir gefällt; wenn du den Sabbat deine Lust nennst und den heiligen Tag des Herrn ehrenwert; wenn du ihn ehrst, sodass du nicht deine Gänge erledigst und nicht dein Geschäft treibst, noch nichtige Worte redest …—… DANN wirst du an dem Herrn deine Lust haben; und ich will dich über die Höhen des Landes führen und dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob! Ja, der Mund des Herrn hat es verheißen.« (Jesaja 58,13.14)
Der Abschluss des vierten Gebotes ist ein sehr wichtiger Zusatz. »Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.«
Als Abschluss und Höhepunkt der Schöpfungswoche, einer Woche von sieben Tagen, wie wir sie noch heute haben, ist der Sabbat von Gott zum Schöpfungsgedenktag gemacht worden. Durch diesen Gedenktag wird der Menschheit wöchentlich vor Augen geführt, dass die Erde durch Kreation, und nicht durch Evolution entstanden ist.
Die Dauer einer Woche leitet sich nicht von astronomischen Größen her. Das Jahr ist ein Erdumlauf um die Sonne, der Monat ein Mondumlauf um die Erde und der Tag eine Umdrehung der Erde um ihre eigene Achse. Die Sieben-Tage-Woche aber lässt sich nicht auf diese Weise erklären.
Einige Christen versuchen ihren Glauben an die Schöpfung mit der Evolutionstheorie zu verbinden. Für eine Evolution sind sieben Tage aber zu kurz. Sie meinen daher, dass ein Schöpfungstag mindestens 1000 Jahre gedauert haben soll. Aber auch 1000 Jahre sind für eine Evolution zu kurz – für eine Schöpfung sind sie jedoch zu lang. Der Schöpfungsgedenktag dauert 24 Stunden, weil auch der siebte Schöpfungstag 24 Stunden dauerte.
Die frühe Christenheit übernahm nach und nach heidnische Bräuche und christianisierte sie. Auf diese Weise fand auch der Feiertag ins Christentum Eingang, der dem Sonnengott geweiht war – der Sonntag. Man begründete diese Neuerung mit der Auferstehung Jesu, die am ersten Tag der Woche stattgefunden hatte. Jesus nannte sich selbst aber nicht Herr
des Sonntags, sondern er sagte von sich: »Der Sohn des Menschen ist Herr
des Sabbats.« (Matthäus 12,8 Elberfelder)
Auch durch die geänderte, international standardisierte Zählung der Wo- chentage seit 1976 wissen heute viele Christen nicht mehr, ob der Samstag oder der Sonntag der siebte Wochentag ist. Doch die Namensgebung der Wochentage schafft schnell Klarheit. In der deutschen Sprache haben fünf Tage der Woche die Namen verschiedener heidnischer Götter.
Nur der Samstag und der Mittwoch bilden Ausnahmen.Der Mittwoch aber bildet nur dann die Mitte der Woche, wenn der erste Tag der Sonntag und der siebte der Samstag ist. Samstag kommt übers althochdeutsche sambaztag vom griechischen sabbaton und hebräischen shabbat. Sabbat heißt auf Deutsch übersetzt: »Ruhepause« oder »Tag der feierlichen Ruhe«.
Auch in vielen anderen Sprachen heißt der siebte Wochentag ganz regulär Sabbat, zum Beispiel:
auf Spanisch sábado,
auf Ungarisch szombat,
auf Russisch subota,
auf Georgisch shabat‘i,
auf Arabisch sabt
usw.
Es besteht also kein Zweifel daran, welcher Wochentag der Sabbat ist.
Da die Sabbathalter sich aber in der Geschichte immer in der Minderheit befanden, wurden sie oft verfolgt. Doch nicht nur jüdische Sabbathalter erlitten Unrecht, auch viele Sabbat haltende Christen wurden ausge-grenzt. Schulkinder wurden diskriminiert, wenn sie an diesem Tag nicht zur Schule kamen, sodass ihr Abschlusszeugnis sie nicht für ein Studium an der Universität qualifizierte. Viele gut bezahlte Arbeitsstellen blieben den Sabbathaltern verschlossen. In manchen Ländern und zu manchen Zeiten konnte das Sabbathalten auch im Kerker, im Arbeitslager oder mit dem Todesurteil enden.
Der Sabbat hat noch eine weitere große Bedeutung. Nachdem Jesus durch sein Leben auf der Erde den Charakter Gottes offenbart hatte, bezahlte er unsere Schuld mit seinem Opfertod am Kreuz. Er selbst war unschuldig. Sein Tod geschah an einem Freitagnachmittag. Kurz vor Sonnenuntergang rief er aus: »Es ist vollbracht!« Das Werk der Erlösung und Rettung
für die in Sünde gefallene Menschheit war also abgeschlossen, bevor der Sabbat anbrach. Nach diesem großen Erlösungswerk ruhte Jesus am Sab- bat im Grab und bestätigte durch sein Ruhen den von ihm geschaffenen Ruhetag. Erst als der Sabbat vorüber und der ersten Wochentag angebro- chen war, gab ihm der himmlische Vater das Leben wieder zurück, und
Jesus konnte aus dem Grab auferstehen.
Damit hat er den Sabbat auch zum Erlösungsgedenktag gemacht. An ihm danken wir Gott nicht nur für die Schöpfung, sondern auch für die Erlösung durch Jesu Opfer. In der Stille des Sabbats wird uns dann so manche Sünde bewusst, wo wir Gottes Gebote in unserem Leben übertreten haben. Dann können wir seine vergebende Erlösung am Sabbat ganz besonders erfahren. Der Sabbat ist daher nicht nur Schöpfungs- und Erlösungsgedenktag, sondern auch ein Tag, an dem der Mensch innere Neuschöpfung bewusst erlebt. Deshalb ist es so wichtig, diese Zeit von jeglicher Arbeit oder Ablenkung freizuhalten, damit wir von allem erlöst werden, was uns von unserem Schöpfer trennt. Wer das Sabbatgebot treu befolgt, empfängt großen Segen: »Siehe, ich lege euch heute den Segen und den Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, gehorsam seid.« (5. Mose 11,26)
Die Zehn Gebote sind immer und überall gültig. Auch auf der neuen Erde behält der Sabbat seine Heiligkeit bei: »Denn gleichwie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor spricht der Herr, so soll auch euer Same und euer Name bestehen bleiben. Und es wird geschehen, dass an jedem Neumond und an jedem Sabbat al- les Fleisch sich einfinden wird, um vor mir anzubeten, spricht der Herr.« (Jesaja 66,22.23)
Wer darauf vertraut, dem klingt schon heute das Gebot nach anderer Übersetzung als einladende Verheißung im Herzen: »Sechs Tage wirst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da wirst du kein Werk tun!« Der Herr Jesus hat uns echte Sabbattreue vorgelebt. Setzen auch wir uns für Gottes Gedenktag
ein, indem wir durch unsere Sabbatheiligung Zeichen der Treue setzen!