Das Buch Daniel und die Johannes Offenbarung sind besonders für die Zeit des Endes bestimmt. Es ist auch offensichtlich, denn viele der dort gegebenen Informationen sind erst in der letzten Zeit in Erfüllung gegangen, und waren so für die vorigen Generationen unverständlich.
In der Offenbarung liegt eine besondere Botschaft für den Beginn der Endzeit:
„Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie schließen.“ Offb.3,8
Zum Umfeld dieses Textes gehören das ganze zweite und dritte Kapitel der Offenbarung, welche einen gesonderten Komplex bilden. Es handelt sich hier um sieben christliche Gemeinden in verschiedenen Städten Kleinasiens. Es werden nicht nur die Namen der Städte genannt, wo sich die Gemeinden befanden, sondern auch der Zustand und Charakter der einzelnen Gemeinden. Die adventistische Theologie hat herausgefunden, dass diese sieben Gemeinden ein Typus – das Bild für sieben Epochen der neutestamentlichen Gemeinden Gottes sind. Die einzelnen Gemeinden der Offenbarung spiegeln in den jeweiligen Epochen der letzten ca. 2.000 Jahre vor der Wiederkunft Jesu den Zustand und Charakter des Volkes Gottes wider. Von den sieben Gemeinde-Epochen wird die in Ephesus als Erste genannt. Diese hat der Herr Jesus selbst gegründet und sie gilt als die Gemeinde, die sich im sauberen Zustand befand. Man nennt diese Gemeinde auch die „Apostolische-Gemeinde“. Gegen Ende ihrer Epoche wurde ihr der Vorwurf gemacht, sie hätte die erste Liebe verlassen. Die weiteren Gemeinde- bzw. Kirchen-Epochen waren das Ergebnis des Abfalls und der danach folgenden Reformationen. So ist hier die katholische Kirche – die Kirche des Abfalls – zu finden; des Weiteren die verschiedenen Kirchen oder Gemeinden der Reformation wie z.B. die Hussiten, Lutheraner, Evangelikale, Baptisten, Methodisten, Adventisten usw. Es ist eine Tatsache, dass die erste Urgemeinde aufgrund der Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten entstand und dass die weiteren fünf Gemeinden aufgrund des Abfalls oder der jeweiligen Reformation entstanden sind. Es ist auch eine Tatsache, dass der sechsten Gemeinde-Epoche – Philadelphia – nichts Negatives vorgeworfen wurde; und es scheint so, als wäre in dieser Gemeinde-Epoche die Reformation abgeschlossen gewesen. Wenn das aber so wäre, warum öffnet Gott eine weitere Gemeinden-Epoche – die Siebende, die Laodizea-Gemeinde ins Leben?
Schon die Entstehung dieser Gemeinde ist höchst merkwürdig. Sie ist unter völlig anderen Bedingungen entstanden als die sechs vorigen. Um die Jahre 1830 sind in verschiedenen Teilen der Erde Männer aufgekommen, die aufgrund der Weissagung von den 2300 Abend-Morgen im Buch Daniel Kap. 8 und 9 die bevorstehende nahe Wiederkunft Jesu verkündigten. Die ST-Adventisten interessiert besonders die Bewegung des William Miller (USA). Er hatte die Wiederkunft Jesu für den 22. Oktober 1844 errechnet. Auf dieses Ereignis warteten in seiner Umgebung zig Tausende von Gläubigen. Als dann dieses Ereignis ausblieb, sind von den Vielen nur noch 50 Personen übrig geblieben. Diese kleine Elite bildete die Grundlage für die Entstehung der STA-Gemeinde. Was ist Besonderes an dieser Gemeinde und für welche Botschaft hat Gott sie verantwortlich gemacht?
Die Antwort auf diese Fragen finden wir in der genauen Analyse der Prophetie Daniels im achten und neunten Kapitel, die über die 2300 Abend-Morgen berichten. Hier ging es nicht, wie geglaubt, um die Wiederkunft Jesu auf Erden, sondern um die längst vergessene Wahrheit über das himmlische Heiligtum, samt seiner Bestimmung und dem dortigen Dienst Jesu als Hohepriester. Der dafür verantwortliche Text lautet:
„Wie lange gilt dies Gesicht vom Täglichen und vom verwüstenden Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Und er antwortete mir: Bis 2.300 Abend-Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder zu seinem Recht kommen (je nach der Übersetzung: geweiht, gereinigt, gerechtfertigt werden).“ (Dan.8,13.14)
Eine Berufung auf das Recht wird dann angestrebt, wenn jemand oder etwas herabgewürdigt, missachtet, vergessen usw. worden war. Um welches Recht also handelt es sich im Falle des himmlischen Heiligtums? Wer oder was ist zu kurz gekommen? Man könnte manches nennen, das sich in diesem Heiligtum befindet. So sind dort unter anderem der Thron Gottes des Allerhöchsten, die Dienststelle des Herrn Jesu als Hoherpriester und die Bundeslade mit dem Sittendekalog des Universums. Diese drei wurden besonders in Mitleidenschaft gezogen. Zum Gegenstand dieser Studie gehört besonders der Sittendekalog Gottes, der herabgewürdigt, missachtet, vergessen und abgeändert wurde, und der wieder zu seinem Recht kommen sollte. Das sollte nach 2.300 Jahren, d. h. nach dem 22. Oktober 1844 stattfinden. Und tatsächlich: Es war ein Tag später, als den damalig übrig gebliebenen Adventgläubigen das Licht über das himmlische Heiligtum aufgegangen war. Seitdem wurde die Wahrheit über den Inhalt der einzelnen Gebote des Sittendekalogs allmählich klarer und deutlicher. Eine neue Norm des Gehorsams hat Gültigkeit bekommen. Die Tür in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums wurde geöffnet.
Ab dieser Zeit begann für die Philadelphia Gemeinde, die bis jetzt als untadelig bewertet wurde, eine neue Stufe der Heiligung. Die neue Erkenntnis drängte die treuen Seelen dieser Gemeinde zu einem höheren Lebensstil und danach in der neuen gültigen Norm zu leben. So z.B. beachteten sie nun auf Grund des vierten Gebots den Sabbat als den wahren Tag des Herrn und nicht mehr den Sonntag. Auch begannen sie nach der biblischen Gesundheitsreform zu leben, die bei näherer Betrachtung das sechste Gebot „Du wirst nicht töten“ beinhaltet.
Weil letztlich nur wenige in der Philadelphia-Gemeinde dieser Botschaft glaubten und in ihrem Leben praktizierten, haben diese wahren Kinder Gottes ihre Gemeinden verlassen und sich so lange privat versammelt, bis eine neu organisierte Gemeinde entstanden war. Die Gemeinde Laodicea, auch als STA bekannt, hat ihre Geschichte begonnen. Es ist die Gemeinde des Volkes Gottes, das die allerletzte Aufforderung Gottes – den wahren Glauben und wahre Werke – ausweisen sollte.
„Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet Er allen Menschen überall, Buße zu tun, weil Er einen Tag festgesetzt hat, an dem Er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird …“ Apg. 17, 30. 31
Man kann die ganze neutestamentliche Geschichte des Christentums in vier Glaubensformen aufteilen: Der erste Abschnitt war die Zeit der Apostolischen Gemeinde. Hier waren Glaube und Werke gleichermaßen von Bedeutung. Der zweite Abschnitt ist die Zeit des Abfalls, in dem allmählich nur die Werke galten (kirchliche Tradition, rel. Prozessionen, Ablass, Geißelungen, Geld etc.). Dann kam als Drittes die Zeit der Reformation, die den Glauben sehr stark betonte. Luther, z.B., übersetzte Stellen der Bibel, die den Glauben erfordern, mit einem Zusatzwort: „allein durch den Glauben“. Im vierten Abschnitt kam als Folge der am 23. Oktober 1844 geöffneten Tür in das Allerheiligste wieder das ganze Recht des himmlischen Heiligtums zur Geltung. Ab dieser Zeit forderte Gott von seinen Kindern wie am Anfang in wahrem Glauben und wahren Werken gleichermaßen zu leben. Die Zeit der Unkenntnis, die Gott vor der Öffnung der Tür tolerierte, wurde aufgehoben.
Der Text für diese Betrachtung lautete: „Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie schließen“. Es wird hier deutlich gesagt, dass man diese Tür nicht mehr schließen, d.h. die alte Norm des religiösen Lebens nicht wieder einführen kann. Trotzdem will die heutige, s. g. neue Theologie die Gültigkeit der vorherigen Norm „Allein durch den Glauben“ wieder einführen. Die Verkündiger dieser Botschaft behaupten, dass allein der Glaube ausreicht um erlöst zu werden. Man geht so weit, dass behauptet wird, man könne die Gebote Gottes sowieso nicht halten. Man bekräftigt auch, diese nicht halten zu müssen, da Jesus sie für uns gehalten hat. Auf diese Weise gehen die leichtgläubigen Seelen verloren.
E.G. White schreibt:
„Dann wurde mir gezeigt, dass die Gebote Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, das von der geschlossenen Tür berichtet, nicht getrennt werden können, und dass die Zeit, als die Gebote Gottes in ihrer ganzen Bedeutung erschienen und Gottes Volk die Sabbatwahrheit erkannte, gerade dann war, als die Tür zum Allerheiligsten im himmlischen Heiligtum geöffnet wurde wo die Lade ist, in welcher sich die Zehn Gebote befinden. … Seit Jesus die Tür in das Allerheiligste geöffnet hat, welches die Lade erhält, sind die Gebote dem Volke offenbar geworden, und es wird mit der Sabbatfrage geprüft.
Ich sah, dass die Prüfung mit dem Sabbat nicht eher stattfinden konnte, bis die Vermittlung Jesu in dem Heiligen vollendet und Er durch den zweiten Vorhang eingegangen war. Deshalb ruhen Christen, die gestorben sind, ehe die Tür in das Allerheiligste, nach Schluss des Mitternachtsrufes im siebenten Monat 1844, geöffnet wurde, und die nicht den wahren Sabbat gehalten haben, nun in Hoffnung. Sie hatten nicht das Licht und die Prüfung des Sabbats, die wir haben, seitdem die Tür geöffnet ist.
… Die Feinde der Gegenwärtigen Wahrheit versuchten, die Tür in das Heilige zu öffnen, die Jesus geschlossen hat, und die Tür in das Allerheiligste zu schließen, die Er im Jahre 1844 öffnete. … Satan versucht nun in dieser Zeit der Versiegelung jede List, um Gottes Volk von der Gegenwärtigen Wahrheit abzuwenden und es wankend zu machen.“ EG. 32-34
Die siebte Epoche der christlichen Geschichte ist die schwerste Zeit der ganzen Biografie der Menschheit. Die durch Sünde verursachte allgemeine Degeneration hat auch den Widerstand des einzelnen Menschen im Kampf zwischen Gut und Böse sehr geschwächt. Wenn je ein Mensch eine Entschuldigung für das Unterliegen in einer Versuchung haben könnte, dann sind es die Streiter aus dieser letzten Generation.
Trotzdem kommen gerade aus dieser Zeit die größten Helden des Glaubens, die sich dieses hohe Ziel gesetzt haben, Gott treu zu bleiben bis in den Tod. Es werden 144.000 sein, die alle ihre Sünden und abschlägigen Neigungen überwunden haben. In ihrem Munde ist nicht einmal ein Falsch gefunden; sie sind unsträflich (Off. 14,1-5). Diese edlen Streiter sind fähig in einer Zeit zu leben, in der es keinen Führsprecher im Himmel mehr gibt. Es klingt utopisch und entmutigend, aber mit der Hilfe Gottes, die Er solchen Leuten versprochen hat, ist es möglich.
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Off.3,20
„Als das die Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“ Matth. 19, 25. 26
„Ich will in dir übrig lassen ein armes und geringes Volk; die werden auf des HERRN Namen trauen. Und diese Übriggebliebenen in Israel werden nichts Böses tun noch Lüge reden, und man wird in ihrem Munde keine betrügerische Zunge finden, sondern sie sollen weiden und lagern ohne alle Furcht.“ Zefanja 3, 12.13
Wie viele außerhalb der 144.000, die sich dasselbe hohe Ziel gesetzt haben, dieses tatsächlich auch erreichen werden, liegt allein in Gottes Hand und seiner gerechten Beurteilung. In einer begründeten Sichtung wird Gott seine echten und treuen Kinder von den Falschen und Untreuen absondern. Es entsteht eine beträchtliche Schar von heiligen Menschen, die Geduld haben, die Gebote Gottes halten und den Glauben Jesu bewahren. In der schwierigsten Zeit der Weltgeschichte ist diese Schar durch die Kraft Gottes entstanden.
Durch diese treuen Seelen wird das Ziel Gottes erreicht, indem Er vor allem Satan, aber auch dem ganzen Universum den Beweis erbringen wird, dass seine Herrschaft und seine Konstitution allein richtig sind, und dass es tatsächlich möglich ist nach diesen göttlichen Kriterien zu leben.
„Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm … Und einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind’s, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Offb. 7,9-17