Verschiedene Feiertage und Feste bestimmten das Leben der Israeliten: Da war der Sabbat, der siebte Wochentag; Pesach-Fest; Jom-Kippur; Laubhütten-Fest; Neumond-Fest; Purim-Fest; Hanukka-Fest und weitere.
Alle diese Feiertage waren ein Bestandteil des alten Bundes, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen gemacht hat. Sie hatten eine symbolische Bedeutung, die auf die Mission des einst kommenden Messias hindeutete. Dieser Bund verpflichtete auch das Evangelium von der Erlösung unter die Leute zu bringen. Mit dem Tod des Herrn Jesu hatte die Form dieses Bundes keine Bedeutung mehr. Darum musste er durch eine neue Form des ewigen Bundes ersetzt werden. (Hebr 13,20)
In Hinsicht auf diese Feste gab es zur Zeit der Apostel eine bestimmte Uneinigkeit. Dazu schrieb Ap. Paulus: “Der eine hält einen Tag für höher als den andern; der andere aber hält alle Tage für gleich. Ein jeder sei in seiner Meinung gewiss. Wer auf den Tag achtet, der tut es im Blick auf den Herrn“ Rö 14,5.6. Obwohl, mit dem Tod des Herrn Jesu, die oben genannten Feiertage und Feste keine Bedeutung mehr hatten, war es, laut dieser Aussage, nicht verboten diese alten Feiertage zu halten.
Durch das weiter Halten dieser Feste, jedoch, war es offensichtlich, dass die Juden-Christen nicht so ganz überzeugt waren von der Richtigkeit der Mission des Herrn Jesus.
Zwei Feiertage und Feste gehören nicht nur zu den hier genannten Tagen. Sie sind nicht nur mit der Geschichte des Volkes Israel verbunden – sie sprengen diesen Rahmen.
Sabbat, der siebte Tag, war von Anfang der Schöpfung festgelegt. „Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn …“ 1.Mo 2,2.3.
Es ist offensichtig, dass Gott den siebten Tag – den Sabbat – nicht für sich segnete, sondern für alle Menschen unserer Erde. Dieser Tag sollte eine dauerhafte Erinnerung an den Schöpfer sein. Gott hat ihn in seiner Konstitution – die zehn Gebote – für immer verankert. Der Sabbat steht durch das vierte Gebot fest, bekräftigt durch das erste Gebot. „Ich bin der HERR, dein Gott, … Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ 2.Mo 20,1.2. Der Mensch soll keinen anderen Schöpfer anerkennen.
Viertausend Jahre später hat der Schöpfer ein noch größeres Werk vollbracht. Er vollendete auf Golgatha den kosmischen Erlösungsplan. Und dann ruhte er im Grab – wieder am Sabbat. So hat der Sabbat eine doppelte Bedeutung: Ein Gedenktag an die Erschaffung der Erde und ein Gedenktag an die Erlösung.
Weil unsere Erde noch immer steht und der Erlösungsplan weiter seine Bedeutung hat, besteht auch die Heiligkeit dieses Gedenktages – der Sabbat – unvermindert weiter.
Ein anderer Feiertag, dessen Bedeutung bis in die Zeit des neuen Testaments reicht, ist das Jom Kippur Fest. Im alten Testament wurde dieser Tag einmal im Jahr gefeiert – im Herbst. Er konzentrierte sich hauptsächlich auf den Bereich des Heiligtums – des Tempels – und wurde auch als Gerichts- oder Versöhnungstag bezeichnet. Die Aufgabe dieses Festes war dem Volk Gottes bewusst zu machen, dass der Erlösungsplan nicht nur zur Versöhnung gegeben ist sondern auch in ein Gericht führt. „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse“ 2.Kor 5,10.
Dieses Erlösungswerk, das der Herr Jesus auf Erden begonnen hat, wird im himmlischen Heiligtum fortgesetzt. „Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel“ Hebr 8,1. In diesem Werk vertritt der Herr Jesus die Menschen vor dem göttlichen Tribunal. Der Jom Kippur soll mit allem Ernst beachtet werden, denn im Hintergrund geht es um Leben und Tod.
Für uns STA hat dieser Tag noch eine andere viel tiefere Bedeutung. Nach der großen Enttäuschung, am 22.Oktober 1844, als die Wiederkunft Jesu ausblieb, drohte die ganze Adventbewegung gänzlich unter zu gehen. Ein himmlischer Hinweis jedoch: das irdische Heiligtum zu studieren, hat die Adventpioniere zu dem Jom Kippurfest geführt und Klarheit geschaffen. Sie fanden den Herrn Jesus, so wie im AT den Hohenpriester, in der zweiten Abteilung des himmlischen Heiligtums, der dort seit 1844 sein Volk richtet.
Die Adventbewegung wurde dadurch gerettet und über die ganze Welt verbreitet. Seitdem verstanden die Pioniere der Adventisten die erste Engelsbotschaft aus der Offenbarung 14,7 richtig, wo geschrieben steht: „Und er sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!“
Es besteht die Frage: „In welcher Form soll der Jom Kippur heute gefeiert werden.“
Hier hilft die Geschichte. Wie sah die oben erwähnte Zeit um den 22. Oktober 1844 aus. Eine große Menge von Gläubigen bereitete sich vor, den Herrn Jesus, den lange ersehnten Erlöser und König, an diesem Tag zu empfangen. Besonders in der letzten Woche war die Vorbereitung intensiv. Täglich verweilten sie in gemeinsamen Gebeten, singend und fastend in der persönlichen Weihung. Als dann das Kommen ausfiel, fielen die Meisten ab. Die noch Verbliebenen glaubten: der Herr Jesus käme vielleicht nächstes Jahr oder übernächstes oder in den weiteren Jahren. Jedes Mal, zur selben Zeit, wiederholten sie ihr anfängliches Verhalten. Wieder verbrachten sie die Zeit mit Beisammensein mit intensiven beten, singen, fasten und weihen.
Für diese Zeit liegt keine Anordnung vor. Sie ergab sich durch die Umstände und entstand wahrscheinlich so, wie es hier geschildert ist. Man könnte annehmen, dass die letzte Woche, vor den 22. Oktober 1844, eine unbewusste Geburt der später praktizierten „Gebetswochen“ war.
In der Jewish Enzyklopädie ist zu dem Jom Kippurfest Folgendes zu lesen:
„Die ersten zehn Tage des Monats Tirshi wurden zu den zehn bußfertigsten Tagen des Jahres. Die dienten dazu, eine Umwandlung der Herzen zu bewirken und die Israeliten zu ‚neugeborenen‘ Menschen werden zu lassen … Den Höhenpunkt fand diese Zeit der Buße im Versöhnungstag, wenn die größte religiöse Gabe, Gottes vergebende Gnade, den Menschen geboten wurde.“
Seit der Entdeckung des Dienstes Jesu als Hohenpriester im himmlischen Heiligtum, haben unsere Adventpioniere jedes Jahr zur selben Zeit, eine ernste Zeit der Besinnung in der Gebetswoche verbracht. Diese gute Gepflogenheit hat sich allmählich in den Gemeinden weltweit eingelebt. Die Gebetswoche ist eine dauerhafte besonders intensive Besinnung auf das zurzeit laufende Werk Jesu im himmlischen Heiligtum.
So wie das Passahfest eine neue Form bekommen hat – das „Abendmahl“, so auch der Jom Kippur – die „Gebetswoche“.
Die Gebetswoche ist eine ernste Zeit der Heiligung, der Herzensprüfung, des intensiven Gebets, ergänzt mit Fasten. Sie ist auch eine Zeit der Danksagung für das vergangene Jahr und des Bittens für das kommende Jahr.
Am großen Versöhnungs- und Gerichtstag segnete Aaron zum Ausklang dieses Festes das Volk Gottes mit den Worten:
„Der HERR segne dich und behüte dich! Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Söhne Israel legen, und ich werde sie segnen“ 4.Mo 6,24-2ž.
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