„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Jes.55,8.9
Eines der schwersten Themen der Bibel ist gefühlsmäßig die Botschaft von der Vorherbestimmung bzw. Auserwählung, denn es steht in der Bibel tatsächlich geschrieben:
„In Ihm, in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluss seines Willens.“ Eph 1,11
Eine andere Stelle bekräftigt diese Aussage: „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Mt 22,14, wie auch diese Stelle: „Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und es wurden alle die gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.“ Apg 13,48
Und noch eine Aussage: „Und nicht allein dies, sondern auch, als Rebekka von ein und demselben, von unserem Vater Isaak, schwanger war, als [die Kinder – Esau / Jakob] noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten – damit der gemäß der Auserwählung gefasste Vorsatz Gottes bestehen bleibe, nicht aufgrund von Werken, sondern aufgrund des Berufenden -, wurde zu ihr gesagt: „Der Ältere wird dem Jüngeren dienen“; wie auch geschrieben steht: „Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst“. Rö 9,11-16
„Was wollen wir nun sagen? Ist etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Das sei ferne! Denn zu Mose spricht er: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich“. So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“ Rö 9,14.15
Mit anderen Worten: Nicht alle Menschen sind so sehr privilegiert, dass sie zu den Vorherbestimmten oder Auserwählten gehören. Hier drängt sich ein lähmender Gedanke auf: „Ich bin nicht vorherbestimmt auch nicht auserwählt, ich kann machen was ich will, es lässt sich an meinem Geschick nichts ändern – Fertig! Aus!“
Im Vergleich mit anderen Stellen der Bibel ist dies nicht eindeutig und leicht zu verstehen, denn auch folgende Aussagen gibt es tatsächlich in der Heiligen Schrift:
„Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Joh 12,32
„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker.“ Mt 28,19
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken.“ Mt 11,28
„Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden, zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen.“ Mt 24,14
In diesen vergleichbaren Versen ist keine Vorherbestimmung oder Auserwählung zu bemerken. Was nun? Diesem angeblichen Dilemma ist dieser kurze Artikel gewidmet. Im Kontext der Bibel besteht eine Möglichkeit, dieses geheimnisvolle Vorgehen Gottes einigermaßen zu verstehen.
Vor allem ist hier beim Studium eine wichtige Grundlage zu beachten, die zum richtigen Verständnis dieses Dilemmas führt, zur Unterscheidung zwischen der Vorherbestimmung und der Auserwählung, die in den obigen Versen vorkommt. Man kann hier zwischen den Zeilen lesen, dass in der ganzen Menschheit solche sind, die vorherbestimmt sind und folglich aus diesen Vorherbestimmten einige auserwählt werden. Warum ist das so?
Denken wir nach über die zukünftige Hoffnung, die Gott gegeben hat: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ 2.Petr 3,13 Es ist offensichtlich, dass eine solche friedliche Welt nicht von allein und auch nicht durch eine Diktatur entsteht, sondern durch das von Liebe bestimmte Verhalten der einzelnen Bewohner.
Wie bekannt, sind die Menschen in ihrer Veranlagung verschieden. Aus dem einen wird nie ein guter Musiker, Redner oder Handwerker; für einen Anderen sind die Anforderungen dieser Bereiche sehr leicht zu bewältigen. Man braucht dem einen Menschen nicht viel beizubringen und er wird ehrenhaft, anständig und fleißig; aus dem anderen wird auch mit größter Mühe nie etwas Ordentliches.
Gott, der Schöpfer – „Der Fachmann“ – weiß was geboren wird. Er weiß, ob sich das eine oder das andere Individuum zu einem geeigneten und schönen „Gefäß“ bearbeiten lässt. Um sich dies praktisch vorzustellen, kann ein Gleichnis des Herrn Jesu helfen: „Aber nun, HERR, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk.“ Jes 64,7 „Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?“ Rö 9,21
Ein anderes anschauliches Beispiel ist das Gleichnis Jesu über einen Sämann der Samen ausstreut. Wie bekannt, ist der Same für einen vorher ausgewählten Boden bestimmt. In solchem Boden reift er aus und bringt gute Früchte. In diesem Gleichnis stellt der Same das Wort Gottes dar, der Boden einen Menschen, der dann gute Früchte bringt.
Zu den Vorherbestimmten wird ein Mensch, wenn er in Berührung mit der biblischen Botschaft gekommen ist, egal in welcher Form oder wie stark er eine geistliche Berührung erlebt hat. Eine solche kann durch Mission und Evangelisation zu Stande kommen. Auch durch eine Krankheit, den Tod des geliebten gläubigen Menschen, sogar durch ein schönes geistliches Lied usw., kann der Mensch geistlich berührt werden.
Man muss davon ausgehen, dass er ein geeigneter Ton, ein formbares Material ist, so dass ein schönes und brauchbares Gefäß entstehen kann oder dass er ein geeigneter Boden zur Bearbeitung ist, der gute Früchte hervor zu bringen vermag.
Solch ein Mensch ist ein privilegierter Mensch, der sich seiner Vorherbestimmung bewusst sein wird und sie mit allem Ernst und großer Freude ergreift und festhält. Gleichzeitig sollte er auch daran denken, dass zu der Vorherbestimmung auch die Auserwählung gehört, die dazu verpflichtet, die Schule Gottes zur Charakterveredelung zu absolvieren, um eine Tauglichkeit für die neue Welt zu empfangen. Solche Schulung dauert eine bestimmte Zeit und kommt dem Menschen nicht immer leicht vor, denn es steht geschrieben: „Viele sollen gesichtet, gereinigt und geläutert werden!“ Dan 12,10
Ein besonderes Beispiel der Vorherbestimmung und Auserwählung, das nicht leicht zu verstehen ist, ist die Geschichte Luzifers. Im Buch Hesekiel Kap 28, 12-15 steht folgendes geschrieben: „Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus.“
Hier unterbrechen wir den Text, um zu klären, wer dieser König von Tyrus tatsächlich war. Ab dem ersten Vers, im gleichen Kapitel, ist die Rede von dem Fürsten aus Tyrus. Also, Tyrus hatte einen Fürsten und einen König.
In früheren Zeiten hatten die Völker keinen sichtbaren König über sich. Der König war ein übernatürliches Wesen – ein unsichtbarer Gott. Der sichtbare Regend war ein Fürst – ein Priester – ein Pontifex Maximus, der eine Brücke zu diesem unsichtbaren König darstellte. Der oben angefangene Vers informiert im Weiteren, wer dieser unsichtbare König von Tyrus eigentlich war. Es steht weiter geschrieben:
„Und sprich zu ihm: So spricht Gott, der Herr: O du Siegel der Vollendung, voller Weisheit und vollkommener Schönheit! In Eden, im Garten Gottes warst du; (…) Du warst ein gesalbter, schützender Cherub, ja, ich hatte dich dazu eingesetzt; du warst auf dem heiligen Berg Gottes, und du wandeltest mitten unter den feurigen Steinen. Du warst vollkommen in deinen Wegen vom Tag deiner Erschaffung an, bis Sünde in dir gefunden wurde.“
Diese Beschreibung führt zu einem himmlischen Wesen – einem Cherubim Namens, Luzifer. Diese Beschreibung zeigt, dass auch er ein Privilegierter, ein von Gott Vorherbestimmter war – geeignet für die Auserwählung zu einem besonderen, heiligen Posten. Bei Luzifer hat sich bewahrheitet, dass Gott auch jedem Auserwählten seine Persönlichkeit lässt – sonst hätte Er Roboter einsetzen müssen.
Noch ein Beispiel, das nicht leicht zu verstehen ist, wenn aus Saulus Paulus wurde: „Denn ihr habt von meinem früheren Verhalten im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zu vernichten suchte. Als es aber dem, der mich von meiner Mutter Leibe an ausgewählt und durch seine Gnade berufen hat, gefiel, …“ Gal 1,13.15
Bedenken wir, was von den beiden Privilegierten durch Vorherbestimmung und Auserwählung letztlich geworden ist. Aus Luzifer, einem vollkommenen Lichtträger wurde ein Satan; aus dem bösartigen Verfolger wurde der Apostel Paulus, der größte Missionar aller Zeiten. Hier hat sich bewahrheitet, was geschrieben steht:
„Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden …“ 1.Joh,3,2 Diese Aussage ist sowohl positiv als auch negativ zu verstehen. Bei Paulus wurde letztlich Positives offenbar, bei Luzifer erschreckend Negatives.
Was ist nun ist dieser kleinen Studie zum Thema Vorherbestimmung und Auserwählung zu erkennen? Man könnte dieses Geschehen mit dem physikalischen Gesetz der Resonanz vergleichen, die auch in der Radio- und TV-Technik genutzt wird.
Überall wo wir uns befinden, sind wir von unzähligen Wellen der Radio und TV Sender umkreist. Das Radio oder TV kann aus dieser Menge von Wellen nur einen Sender wählen und ihn sicht- bzw. hörbar machen. Dies geschieht durch s. g. elektromagnetische Resonanzkreise. Wie funktioniert so ein Kreis?
Wenn eine akustische Welle, mit ihrer bestimmten Frequenz, ein Echo hervorruft, ertönt z.B. bei den Klavierspielen, bei einem bestimmten Ton, auch ein Glas in der Vitrine. Der gleiche Effekt geschieht auch bei elektromagnetischen Wellen. An der Antenne eines Radio- oder TV- Empfängers kommen alle Sender mit ihren verschiedenen Trägerfrequenzen an. Sie fließen von der Antenne durch diesen oben genannten Resonanzkreis, der seine eigene Frequenz vorweist. Wenn jetzt durch diesen Kreis eine Welle mit der gleichen Frequenz fließt, fängt der elektrische Kreis an zu schwingen und die gegebene Welle bleibt auf diesem Kreis hängen. Alle anderen Wellen fließen durch. Diese eine Welle kann dann der Sender sein, den wir betrachten möchten. Sie ist jedoch sehr schwach, unhörbar und unsichtbar. Durch weitere elektronische Kreise wird sie verstärkt, hörbar und sichtbar gemacht.
Man kann dieses physikalische Bild für dieses Thema der Vorherbestimmung und Auserwählung der Individualität einer Persönlichkeit anwenden. Jeder Mensch, mit seiner eigenen von Gott gegebenen „Charakter-Frequenz“, lebt im dichten Umkreis von verschiedenen „Frequenzen unzähliger Sender“ – bzw. Einflüssen.
Einer von diesen vielen Sendern ist der Sender mit der Botschaft Gottes. Wenn dieser Sender wahr genommen wird, heißt es, auf Empfang zu sein. Stimmt die individuelle Frequenz mit der gesendeten überein, gehört ein solcher Mensch zu den Privilegierten – den Vorherbestimmten. Jedoch damit endet der Vorgang noch nicht. Diese schwache „Stimme“ muss durch Gebet, das Studium der Bibel und mit der Hilfe Gottes verstärkt werden. Letztlich muss sie für die Menschen hörbar und sichtbar werden.
Jetzt kommt es auf die Persönlichkeit des Empfängers an, ob er am Empfang interessiert bleibt oder auf einen anderen Sender umschaltet. Wenn er nicht bleibt, würde es heißen, dass er zwar geeignet und vorherbestimmt war, aber dieses Privileg, auserwählt zu sein, nicht wahr genommen hat!
„Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren nicht würdig. Darum geht hin an die Kreuzungen der Straßen und ladet zur Hochzeit ein, so viele ihr findet! Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Mt 22,8.9.14
„Er (Jesus) aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist.“ Mt 19,11“ Ich glaube, dass diese Aussage nicht nur für das Heiraten gilt, wie es der Zusammenhang zeigt, sondern allgemein für alle Geheimnisse Gottes.
„Darum, liebe Brüder, bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln.“ 2.Pe 1,10