Dieser Artikel beginnt mit einer realistisch fiktiven Geschichte. Frau Schmidt, die Nachbarin, leidet schon über lange Zeit an sich wiederholenden Magenschmerzen, die oft in Magenkrämpfen münden, weiter an Übelkeit und häufig an fehlender Lust zum Essen. Die Ärzte konnten die Ursache für dieses Leiden lange nicht feststellen.
Erst ein Psychiater, nach einem mühsamen, langen Ausfragen, legte die Diagnose auf den Tisch: Frau Schmidt ist chronisch neidisch. Für sie selbst war diese Behauptung nicht annehmbar. Sie wollte nicht zugeben, dass sie neidisch sein sollte. Im Gegenteil! Sie äußerte sich so, als würde sie anderen das Gute gönnen; doch in Wirklichkeit ist sie in ihrem Herzen voll von bitterem Neid.
Was ist Neid, woher kommt er und wie erkennt man ihn bei sich selbst?
In einer kurz gefassten Definition würde es über den Neid wie folgt heißen: Er ist eine Empfindung, Haltung, bei der jemand einem anderen seinen Erfolg oder Besitz nicht gönnt und neidisch das Gleiche besitzen will. Kurz: Der Neid kommt dann, wenn man mit dem, was man hat oder ist, nicht mehr zufrieden ist.
Der Neid trifft alle Menschengruppen – beginnend bei den kleinen Kindern und endend bei alten Männern und Frauen. Sehr oft sieht man wie zwei Kinder um dasselbe Spielzeug kämpfen, obwohl rund um sie viele andere frei liegen; oder: Mama kuschelt gerade mit ihrem einen Kind und schon drängt sich das andere neidisch dazwischen.
Bei den Erwachsenen kann der Neid viel schlimmer aussehen und böse ausgrenzen. Seine verschiedenen Formen und Arten gehen so weit, dass sogar ein Krieg, in verschiedener Form entstehen kann – und das nicht nur in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, innerhalb einer Familie, sondern auch zwischen den Nationen, der sogar mit Waffen ausgefochten wird.
Auch bei den Tieren ist der Neid deutlich zu sehen. Auch sie haben ihre Gründe neidisch zu werden. Das kann z. B. das Futter oder der „Partner“ sein. Auch, wie bei den Menschen, eine momentane, besondere Zuneigung des Herrchens zu dem einen von seinen zwei Hunden oder Katzen, führt öfters zum „Neid“ des anderen.
Weil, wie schon oben erwähnt, der Neid auch bei kleinen Kindern zu beobachten ist, müsste er bereits in ihren Genen vorhanden sein. Hier stellt sich eine berechtigte Frage: „Wie kam der Neid dort hin? Gott hat doch eine heile und friedliche Welt ohne schlechte Eigenschaften erschaffen!“
Man könnte diese Frage erweitern: Wie kamen Dornen an die Rosen, Unkraut inmitten des Getreides? Warum haben manche Tiere reißende oder giftige Zähne? Warum schädigen sich die Menschen gegenseitig; sogar vor einem Mord schrecken sie nicht zurück? Warum überall so viele Naturkatastrophen?
Dies alles schien ein großes Geheimnis zu sein; und ist es auch! Es ist so groß, dass nur Gott allein es kennt. Nicht einmal Luzifer, der Erzengel, wusste dieses Geheimnis. Über ihn steht folgendes geschrieben:
„So spricht der HERR: Du warst das vollendete Siegel, voller Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes; (Hesekiel 28,12.13) „Du sagtest in deinem Herzen: … Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.“ (Jesaja 14,13.14)
Obwohl Luzifer voller Weisheit war, wusste er nicht, zu welchem Unheil, sogar zu welch großer Katastrophe der böse Neid führt. (Um näheres darüber zu erfahren, wird empfohlen den Artikel: „Krieg der Giganten“ auf dieser Webseite aufmerksam zu lesen.)
Das Moralgesetz Gottes enthüllt ein wenig dieses Geheimnis. Darum müssen einzelne Gebote im guten Glauben und in ihrem tiefen Sinn befolgt werden – auch das zehnte Gebot, das vor dem Neid warnt. Allerdings wird er dort als Begierde bezeichnet – was die gleiche Bedeutung hat.
Der Neid kann sichtbar, aber auch gut verschleiert sein. Zum Beispiel: Alfons ist neidisch auf die Beliebtheit eines Mitarbeiters in der Firma. Sichtbar verbreitet er böse Verleumdungen über ihn, um wo möglich sein Ansehen zu schädigen.
Oder: Der Nachbar kaufte sich ein neues, schönes Auto. Alfons ist sehr neidisch auf das Auto, aber sprich darüber mit keinem. Im Gegenteil. Er äußert sich mit freudiger Anerkennung dem Nachbarn gegenüber. Als jedoch das Auto durch einen Unfall beschädigt wurde, freut er sich in seinem tiefsten Herzen.
Ein biblisches Beispiel: Als Kain sah, dass das Opfer von Abel angenommen war, seines aber nicht, wurde er neidisch. Da er nicht wusste was Neid bedeutet und wohin er führt, wurde er von Gott gewarnt: „Der Herr fragte ihn: ´Warum bist du so zornig? Was soll dein finsterer Blick? Hast du Gutes im Sinn, dann heb den Kopf hoch! Wenn aber nicht, dann liegt die Sünde schon vor der Tür und sie hat Verlangen nach dir. Aber du musst es sein, der über sie herrscht!´“ (1.Mose 4,6.7)
„Die Sünde liegt von der Tür.“ Das Verlangen nach der Sünde – das ist das, was in die Gene schwerwiegend hineinkam. Die Folge der Sünde nahm einen breiteren Umfang an: Sie ist auch in die Gene der Tiere und Pflanzen hingedrungen. Das ist das Geheimnis der veränderten Gene.
Man könnte aus der Bibel weitere Beispiele schöpfen, in denen Neid eine wesentliche Rolle spielte und oft ein dramatisches Maß erreichte.
Der Neid in der Familie Jakobs ist so groß gewachsen, dass Josef von seinen eigenen Brüdern in die Sklaverei verkauft wurde. (Apostelgeschichte 7,9) Die Folgen waren riesig. Noch nach mehreren hunderten von Jahren, waren sie hart zu spüren.
Der impulsive Neid Sauls, des Königs von Israel, war das Motiv, dass er David, seinen Marschall, töten wollte; „denn David war beim ganzen Volk und auch bei den Hofleuten Sauls beliebt.“ (1Samuel 18,5) Dazu noch dies:
„Es begab sich aber bei der Heimkehr Sauls und des Heeres, … da zogen die Frauen aus allen Ortschaften Israels singend und tanzend, … hoben im Wechselgesang an: ´Saul hat seine Tausende geschlagen, David aber seine Zehntausende!´ Da geriet Saul in heftigen Zorn, weil dieses Lied ihm durchaus missfiel. So sah denn Saul den David seit jenem Tage und weiterhin mit Neid an.“ (1. Samuel 18,5-11/Menge)
Der große Erfolg des Herrn Jesus unter der Menschenmenge, war ein Grund zum Neid der damaligen Prediger. Sie haben sich sehnsüchtig gewünscht, bei ihren Ansprachen auch so viele Zuhörer sehen zu dürfen. „Denn es war ihm (Pilatus) klar geworden, dass die führenden Priester Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatten.“ (Markus 15,10)
Der blinde Neid ist fruchtlos! „Ihr tut alles, um eure Gier zu stillen, und steht doch mit leeren Händen da. Ihr seid bereit, über Leichen zu gehen, ihr seid erfüllt von Neid und Eifersucht, aber nichts davon bringt euch euren Zielen näher.“ (Jakobus 4,2)
Statt den eigenen Wunsch aufzugreifen und sich fleißig mit Kopf und Händen anzustrengen, sind sie voll des faulen Neides.
Es kann auch ein gesunder Neid sein, dem man sogar nacheifern soll! In völlig gesundem Neid jemanden in guten Dingen nachahmen, zum Vorbild machen, lohnt sich und ist höchst lobenswert. Solch ein Neid führt nicht zu Bauchschmerzen, Magenkrämpfen und Übelkeit, sondern zur gesunden Freude und Zufriedenheit – frei von bösem Neid und dessen Folgen. Viele gute Früchte sind das Ergebnis solchen „Neides“.
Ob man nun neidisch ist, hängt davon ab, welche Motivationen dein Leben bestimmen. Wenn man bedenkt, dass man auf der neuen Erde viel mehr und Schöneres haben wird, dann ist es möglich, mit dem was man jetzt hat oder ist, ohne Neid völlig zufrieden zu sein!
Ein edler Mensch zeigt sich darin, dass er nicht nur nicht neidisch ist auf das, was der Andere besitzt, sondern es ihm aufrichtig und voll Freude gönnt. Dies ist der Maßstab, um zu erkennen, ob man selbst neidisch ist.
„Ein Lied Asafs. 3 Ich war eifersüchtig auf die Menschen, die nicht nach dem Willen Gottes fragen; denn ich sah, dass es ihnen so gut geht … 12 So sind sie alle, die Gott verachten; sie häufen Macht und Reichtum und haben immer Glück.13 Es war ganz umsonst, Herr, dass ich mir ein reines Gewissen bewahrte und wieder und wieder meine Unschuld bewies.14 Ich werde ja trotzdem täglich gepeinigt, ständig bin ich vom Unglück verfolgt. … 17 Doch dann kam ich in dein Heiligtum. Da erkannte ich, wie es mit ihnen ausgeht.“ (Psalm 73,1-17/HfA)
„Dein Herz sei nicht eifersüchtig auf die Sünder, sondern trachte allezeit eifrig nach der Furcht des HERRN.“ (Sprüche 23,17)
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