Ein erweitertes Bild
Sein voller Name war: Judas Iskariot. Er ist zum bekannten Symbol eines Verrats geworden; sonst wird über ihn nicht viel gesagt. In diesem Artikel ist sein persönliches Bild erweitert.
Er gehörte zu der engsten, zwölfköpfigen Gruppe des Herrn Jesus; zu den Pionieren der christlichen Ära. Er müsste bei den anderen Jüngern einen guten Ruf gehabt haben, da ihm die Kasse anvertraut war. Er gehörte auch zu denen, von denen der folgende Bericht spricht:
„Und als Er (Jesus) seine zwölf Jünger herangerufen hatte, gab Er ihnen Vollmacht über unreine Geister, sie auszutreiben und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.“ In den Versen 2 – 4, folgen alle Namen der Jünger des Herrn Jesus, auch der des Judas. Weiter heißt es: „Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen: … Wenn ihr aber hingeht, predigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahegekommen. Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus!“ (Matthäus 10,1-8)
„Und Er (Jesus) ruft die Zwölf herbei; und Er fing an, sie zu zwei und zwei auszusenden, und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister. (Markus 6,7)
Demnach war auch Judas ein Gesandter des Herrn Jesus – mit der Vollmacht eines Missionars und Wundertäters. Wie weit dies bei ihn übereinstimmt, steht in der Bibel nicht verzeichnet.
Da er später seinen Meister für 30 Silberlinge verkaufte, besteht eine große Frage: „War es Geldgier, oder wollte er tatsächlich den Armen helfen, was ihn zu diesem verblendeten Wahnsinn getrieben hat? Den Herrn Jesu zu verkaufen, war ein gut durchdachter Plan des Judas. Bedenken wir:
Die zunehmende Popularität des Herrn Jesus steigerte bei der geistlichen Obrigkeit den dämonischen Drang, Ihn loszuwerden. Sie stießen dabei immer wieder auf ein problematisches Hindernis. Aus dem folgenden Textabschnitt ist das erkennbar:
„Und als Er (Jesus) in den Tempel eingetreten war, fing Er an, die Verkäufer hinauszutreiben, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus ist ein Bethaus«; ihr aber habt es zu einer »Räuberhöhle« gemacht. Und er lehrte täglich im Tempel; die Hohen Priester aber und die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes suchten ihn umzubringen. Und sie fanden nicht, was sie tun sollten, denn das ganze Volk hing ihm an und hörte auf ihn.“ (Lukas 19,45-48)
Aus diesem Problem heraus, dass um den Herrn Jesus immer Viele anwesend waren, entwickelte Judas einen genialen Plan: „Dann ging einer von den Zwölf, mit Namen Judas Iskariot, zu den Hohen Priestern und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern? Sie aber setzten ihm dreißig Silberlinge fest. Und von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern. (Matthäus 26,14-16) Diese Gelegenheit bot sich bald an. Wir lesen:
„Als Jesus das geredet hatte, ging Er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen Er und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.“ (Johannes 18,1.2)
Judas wusste wo sein Meister zu finden ist, ohne auf die Volksmenge zu stoßen. Da er seinem Meister inzwischen auch gut kannte, war er sich sicher, dass Er bei irgendeinem Angriff seine übernatürliche Kraft anwenden würde, um so Seinen Schergen zu entwischen. In einem Moment schien es tatsächlich so zu sein, denn man liest, dass bei der Festnahme folgendes geschah:
„(Jesus) sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin es! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin es! wichen sie zurück und fielen zu Boden. Da fragte Er sie abermals: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt: Ich bin es …“ (Johannes 18,4-8)
Das der Herr Jesus sie zweimal fragte, deutet darauf hin, dass sie etwas gesehen haben mussten, dass sie wie vom Donner berührt so sehr verblüfft waren, dass sie für einen Moment die Besinnung verloren und alle zu Boden fielen.
Hier ist es gut vorstellbar, dass Judas in diesem Augenblick meinte, er habe richtig kalkuliert. Der Meister wird sich befreien. Als dann die Gefangennahme doch stattfand, gab er seine Hoffnung nicht sofort auf. Es ist zu vermuten, dass er den Gang bis in den Saal zum Verhör verfolgte, denn er wusste, dass sein Meister zum Tode verurteilt war.
„Als Judas sah, dass er doch zum Tode verurteilt war, reute es ihn sehr, brachte die dreißig Silberlinge den Hohepriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe gesündigt, unschuldiges Blut habe ich verraten. Sie aber sprachen: Was geht uns das an? Da sieh du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging davon und erhängte sich.“ (Matthäus 27,3-5)
Eine Lehre, die zum persönlichen Überdenken leiten soll:
In dieser ganzen Geschichte sind Punkte, die auch zwischen den Zeilen zu lesen sind. Vor allem ist hier die große Liebe des Herrn Jesu zu spüren, der nicht wollte, dass Judas schlimm enden würde. Er hatte ihn von Anfang an vor seinem Vorhaben gewarnt und ihm Anlässe gegeben, um rechtzeitig seine Absicht überdenken zu können. Hier der erste Punkt:
„Und während sie aßen (das Passalamm), sprach Er (Jesus): Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern (verraten). Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.“ (Matthäus 22,21.24) Hier sollte Judas hellhörig werden, denn das war für ihn eine sehr ernste Warnung.
Der zweite Anlass zum Überdenken war in diesem Moment, als die Kohorte auf den Herrn Jesus ihre Hände legen wollte. Judas war dabei und hat es gesehen. Er hätte in letzter Minute sein Vorhaben noch abbrechen können.
Durch diese zwei Anlässe wurde später das Gewissen Judas zusätzlich unerträglich belastet. Man kann sich gut vorstellen, wie er mit seinem Kopf gegen die Wand schlug und schrie: „Warum habe ich die klaren Zeichen nicht beachtet“.
Trotzdem war es für ihn noch nicht zu spät. Das zeigt die sehr ähnliche Erfahrung des Jüngers Petrus. Auch er hatte, gewissermaßen, seinen Meister verraten. Bevor er es tat, hatte ihn der Herr auch gewarnt (bevor der Hahn dreimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen). Auch er bereute nach der Verleugnung seine Tat bitterlich und weinte. Dabei hat er den Glauben und die Hoffnung, auf die Gnade nicht verloren und sich erhängt. Vielleicht erinnerte er sich an das Versprechen Gottes, das besagt:
„Kommt doch, wir wollen miteinander rechten! spricht der HERR. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Karmesin, sollen sie [weiß] wie Wolle werden.“ (Jesaja 1,18)
„Recht und Gerechtigkeit sind die Grundfeste deines Thrones, Gnade und Wahrheit gehen vor deinem Angesicht her.“ (Psalm 89,15)
Zur Lehre: „Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode.“ (Sprüche 14,12)