Wer ist schuld?

Es ist menschlich, einen Schuldigen zu suchen, zu bestimmen und letztlich zur Verantwortung zu ziehen. Es können in Frage kommen: Gott, Satan, Dämonen, Menschen, egal ob alt oder jung, Friedliche oder Verbrecher. Es kann auch ein Tier möglich sein, die Naturkräfte, auch der Zufall. Alle und alles genannte könnte gewissermaßen schuldig genannt werden.

Mit großer Beliebtheit schieben Christen jede Schuld auf den Satan. Aber ist das immer korrekt? Lauert hier nicht eher eine Schuldverschiebung im Sinne von: „Ich nicht – der da!“

„Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Es ist unvermeidlich, dass Dinge geschehen, durch die Menschen zu Fall kommen. Doch wehe dem, der daran schuld ist!“ (Lukas 17,1)

Dieses „Wehe“ muss ernst genommen werden. Es kann geschehen, dass man nach einer guten Überlegung dazu kommt, dass nicht Satan, sondern ein Mensch – ich selbst – schuldig war. Dem entsprechend ist es wichtig, solche Fälle im Lichte der Wahrheit und der Bibel genau zu untersuchen und zu beurteilen.

Vor allem ist es wichtig zu wissen, was aus biblischer Sicht unter Schuld zu verstehen ist – der Unterschied zwischen Schuld und Sünde muss geklärt sein. Schon allein die Tatsache, dass es zwei verschiedene Worte gibt, macht klar, dass ein Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen bestehen muss.

Was eine Sünde ist, definiert die Bibel in ihrem Sittendekalog, der ursprünglich nur aus zehn Worten besteht. Zehn Worte, die Gott mit eigenem Finger, auf steinerne Tafel aufgeschrieben (eingraviert) hat. Jedes dieser zehn Worte ist von sehr tiefer Bedeutung. Dass sie in Stein eingraviert sind, bedeutet, dass sie unveränderlich in ihrer Gültigkeit bleiben. Das Nichteinhalten oder Missachten dieser zehn Worte bezeichnet die Bibel als Sünde. „Jeder, der die Sünde tut, der tut auch die Gesetzlosigkeit; und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit – eine Übertretung der Gebote.“ (1.Johannas, 3.4)

Obwohl rein rechtlich alles Vergehen eine Sünde ist, ist doch Sünde nicht gleich Sünde. Demnach ist Schuld eine milde Bezeichnung einer kleinen Bagatelle z.B. eines Kindes. Denn gewiss ist es ein riesiger Unterschied zwischen einem Mord oder dem Erbeuten einer Schokolade durch ein Kind.
An einer Sünde ist nichts Gutes zu nennen. Nicht so bei der Schuld. Sie soll motivieren, den Schaden zu beheben, der an einer wichtigen Beziehung entstanden ist.

Alles Vergehen, egal ob es als Sünde oder Schuld eingestuft wird, muss in erster Linie der eigenen Rechnung gestellt sein. Jedoch ist, wie bekannt, die persönliche Schuld zu bekennen eine der schwersten Aufforderung an den Schuldigen, so dass er sofort Folgendes griffbereit hat: „Ich nicht – der andere da!“.

Ein nicht Bekennen der Schuld führt zu dauerhaften Unruhen, Anschuldigungen, Unfrieden und dergleichen. Es sind unzählige Fälle bekannt, die sich über Jahre hinziehen und bei denen sogar ganze Familien über Generationen hineingezogen wurden. Es ist auch bekannt, dass der Grund für den einstigen Zoff mit den Jahren vergessen wurde und diese Leute trotzdem immer noch nicht zueinander finden. Der Grund dafür liegt in feigem Stolz, die Schuld offen zu gestehen.

So ein Verhalten versperrt nicht nur den Weg auf die Neue Erde, sondern verbittert zusätzlich schon jetzt und hier den Weg zum glücklichen Miteinander!

„Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Epheser 4,25-32)
In diesem Zitat sind Dinge erwähnt, die einen näheren Einblick erfordern:
Dort ist das Zürnen genannt, ohne dabei zu sündigen. Demnach ist das Zürnen als solches keine Sünde – denn auch Gott zürnt: „Gott, du hast uns verworfen, uns zersprengt, du hast (uns) gezürnt: stelle uns wieder her!“ (Psalm 60,3)

Wie geht das? Man spricht von einem gerechten Zorn, der da heißt: „Ein lautes, nachdrückliches Nein! zur Sünde“. Dieser Druck soll nicht lange andauern – nur bis zum Sonnenuntergang. Dann soll wieder die gegenseitige Freundlichkeit und Herzlichkeit zurückkehren. Dies ist leicht zu sagen, aber da braucht jeder eine große Überwindung bei sich selbst. Es kann leichter geschehen, wenn man sich entschließt, Gott ehrlich darum zu bitten.

Eine solche Bitte schafft ein stolzer Charakter kaum. Darum muss auch die Demut täglich gelernt und fleißig geübt werden. „Aber eben deshalb schenkt Gott uns auch seine Gnade in ganz besonderem Maß. Es heißt ja in der Schrift: Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt ER seine Gnade erfahren.“ (Jakobus 4,6)

„Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt ER seine Gnade erfahren.“ (1.Petrus 5,5) „aber denen, die gering von sich denken, wendet er seine Liebe zu.“ (Sprüche 3,34)

Nun also: Wer ist schuld? „Er (Jesus) hat sein Leben für uns gegeben, um uns von aller Schuld zu befreien.“ (Titus 2,14) Der Herr Jesus ist für uns zum nachahmenswerten Bild geworden. Wenn eine Schuld nicht auf weitere Personen geschoben wird, kann dessen Zuordnung schnell beendet sein und alles damit verbundene Vorgehen. Der Friede Gottes erfüllt wieder das Zusammensein.

Man kann beim Betätigen des Zeigefingers etwas Interessantes beobachten: Indem man auf jemanden mit dem Zeigefinger zeigt, zielen gleichzeitig drei Finger auf sich selbst! Es lohnt sich, darüber nachzudenken!!!

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