Eisernes Hemd

Eisernes Hemd

„Gewohnheit ist ein eisernes Hemd“, sagt ein Sprichwort. Jedes Wesen – ob Mensch oder Tier – pflegt sowohl gute als auch schlechte Gewohnheiten. Diese können fest mit dem Einzelnen verankert sein, so sehr, dass sie oft unbewusst ausgeübt werden. Für sich genommen ist daran nichts grundsätzlich Schlechtes. Im Gegenteil: Es sind oft gerade die Gewohnheiten, die einen edlen Charakter erkennen lassen.

Eine Gewohnheit kann sowohl angeboren als auch erlernt sein. Einige Beispiele verdeutlichen dies: Bereits einem Säugling wird beigebracht, vor dem Stillen die Hände zu falten, während die Mutter ein kurzes Dankgebet spricht. Auch das Gebet vor dem Schlafengehen soll zu einer festen Gewohnheit werden. Kinder sollen von klein auf lernen, sich an die gesellschaftlich geprägten Formen des gemeinsamen Lebens zu halten – etwa beim Sitzen am Tisch, beim Aufstehen oder beim Knien zum Gebet. Zur religiösen und kulturellen Prägung gehört auch ein tiefer Respekt vor Gott und dem Herrn Jesus Christus. Gott ist kein „Papa“, und der Herr Jesus ist kein „Kumpel“. Ihm gebührt Ehrfurcht und Hochachtung.

Über ein schlechtes oder abweichendes Betragen eines Kindes wird oft gesagt: „Lass ihn
doch – er ist noch klein!“ Jedoch ist ein kleines Kind erfahrungsgemäß oft
wesentlich reifer als man denkt.
Noch dies: Einem Kind fällt es wesentlich leichter etwas zu erlernen, das sich zu einer
Gewohnheit entwickeln sollte. Besonders schnell geht es, wenn ein Kind die gute oder
schlechte Gewohnheit bei den Erwachsenen sieht oder hört.

Jede gute Gewohnheit muss unter einer ethischen Kontrolle stehen. Hier sind dafür biblische Beispiele:
„Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie
diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!“
(Matthäus 7,6)
Auch das ist wichtig zu beachten: Unartiges oder Böses wird oft deutlich schneller zur Gewohnheit als das Gute und Edle. Erwachsene sollten sich dessen bewusst sein und ihre eigenen Gewohnheiten – besonders im Beisein von Kindern – aufmerksam und kritisch überprüfen.

Die Königin einer beliebten Gewohnheit ist die Kritik. Man kritisiert alles und alle – sowohl
das Gute als auch das Schlechte. Kritik als solche ist nicht falsch. Dank der Kritik
sind viele Missstände, Fehler, sogar Gefahren gemieden worden.

Problematisch wird es, wenn Kritik aus einer bösen Haltung und ohne liebevolles Herz geäußert wird. Nicht selten verbirgt sich hinter solch einer Kritik ein Akt der Selbsterhöhung – etwa nach dem Motto: „Mir könnte so etwas nicht passieren!“ Verletzende Kritik hat schon viele Freundschaften zerstört. Und oft folgt dann als Entschuldigung: „So war das nicht gemeint!“

Eine gute Gewohnheit zu praktizieren, ist – wie vielen sicher bekannt ist – nicht immer einfach oder in jeder Situation angebracht. Sie kann fehl am Platz wirken, wenn sie in einem Umfeld ausgeübt wird, das von Spott und Hohn geprägt ist. In einer solchen Gesellschaft besteht die Gefahr, dass der Betende ausgelacht und verhöhnt wird.

Der Herr Jesus hatte auch Gewohnheiten, denen Er treu nachgegangen ist:
„Und Er (Jesus) ging hinaus und begab sich der Gewohnheit nach zum Ölberg; es folgten ihm
aber auch die Jünger.“ (Lukas 22,39) „Und Er (Jesus) kam nach Nazareth, wo Er erzogen
worden war; und Er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand
auf, um vorzulesen (z.B. in der Sabbatschule).“ (Lukas 4,16) „Die kamen, Ihn (Jesus) zu
hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden; und die von unreinen Geistern Geplagten
wurden geheilt. (Lukas 6,18) „Und er ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg …
und kniete nieder, betete und sprach …“(Lukas 22,39.41)

Zu einer guten Gewohnheit gehören Zusammenkünfte mit Gleichgesinnten: „ … indem
wir unsere Zusammenkünfte nicht versäumen, wie das bei etlichen Gewohnheit ist, sondern
uns gegenseitig ermuntern, und zwar umso mehr, als ihr den Tag (der Wiederkunft Jesu)
schon nahen seht.“ (Hebräer 10,25)

Die Bibel spricht von einer der größten und schönsten Gewohnheiten, die die Erlösten auf der
neuen Erde praktizieren werden. „Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich
mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name
Bestand haben. Und alles Fleisch wird einen Neumond nach dem andern und einen Sabbat
nach dem andern kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR.“ (Jesaja 66,22.23)
Dieser edelsten aller Gewohnheiten soll schon jetzt, heute und mit ganzem Ernst nachgegangen werden – damit sie einst auf der neuen Erde, gemäß dieser guten Gewohnheit, fortgeführt werden kann!

Gute Gewohnheiten können sogar gefährliche Lagen oder brenzlige Zustände retten. Da
können plötzliche Situationen entstehen, in denen es keine Zeit zum Nachdenken gibt. Solche
Zustände können durch Zufall entstehen oder von Satan geplant. Denn er weiß, dass sie
wirksam sind, um jemanden zur Sünde zu verführen. Diese Letzteren sind so heikel und
kraftvoll, dass der Herr Jesus empfiehlt, das Gebet zur Hilfe zu nehmen: „Wacht und betet,
damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.“
(Markus 14,38)

Gute Gewohnheiten haben großen Wert, denn sie können selbst dunkle Tage erhellen. Eine bekannte Gewohnheit beim Trauern – sogar beim Weinen – ist das Singen. Es vermag die dunklen Wolken über dem Kopf zu vertreiben und in trüben Momenten die Anwesenden mit Freude zu erfüllen.

Menschen die gerne streiten, können wir mit den Worten von Paulus begegnen, anstatt zu diskutieren:
„Wenn aber jemand rechthaberisch sein will — wir haben eine solche
Gewohnheit nicht, die Gemeinden Gottes auch nicht.“ (1Kor. 11,16)

Aber auch andersherum gehört es zu einer guten Gewohnheit, das Verkündete in aller Demut zu überprüfen: „Diese … nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort
auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielt.“ (AG 17,11)

Ist es bei Zusammenkünften deine Gewohnheit, über Themen zu sprechen, die den Geist erheben – bis hin zu den lebendigen Bildern der neuen Welt, die Gott neu erschaffen wird? Oder bleibst du bei der abgedroschenen Phrase: „Es wird schön“?

In der Bibel finden sich zahlreiche Anhaltspunkte, die lebhafte und inspirierende Gespräche entfachen können – Gespräche, die neuen Mut schenken und dazu ermutigen, weiter für die Krone des Lebens zu kämpfen!

Bildquellen

  • : Bild erstellt mit ChatGPT