Im achten Gebot geht es um Ehrlichkeit
und im neunten um Aufrichtigkeit
Liebe Leser! Das achte Gebot lautet: »Du wirst nicht stehen.« (2. Mose 20,15) Das neunte Gebot lautet: »Du wirst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!« bzw. »Du wirst
nicht lügen.« (2. Mose 20,16) Die beiden werden oft gleichzeitig übertreten. Deshalb finden wir im dritten Buch Mose auch folgenden Vers: »Ihr sollt nicht stehlen und nicht lügen noch einander betrügen.« (3. Mose 19,11) Wer stiehlt und dabei erwischt wird, sucht normaler-
weise nach Ausreden, um von der Wahrheit abzulenken, oder er versucht seine Tat durch Lüge und Betrug zu vertuschen.
Im achten Gebot geht es um Ehrlichkeit und im neunten um Aufrichtigkeit! Diese beiden Eigenschaften sind eng miteinander verbunden und ergänzen sich gegenseitig.
Alle Wesen, die Gott mit moralischen Fähigkeiten geschaffen hat, können
diese Tugenden pflegen oder sich darüber hinwegsetzen.
Der schönste Engel des Universums war der erste, der die Tugenden Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit missachtete. Er wurde zum Vater der Lüge, zu Satan. »Wenn er lügt, entspricht das seinem Wesen, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge«, berichtet die Bibel. (Johannes 8,44 Neues Leben)
Mit falschen Versprechungen gelang es ihm, Gottes Sohn die Herrschaft über seine Geschöpfe abzunehmen, ja zu stehlen. In Diebstahl, Lüge und Betrug hat die Sünde auf der Erde ihren Ursprung! Die Missachtung der Gebote acht und neun, der Gebote der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, zog schreckliche Folgen nach sich. Die ersten Menschen im Paradies wurden nur in einer einzigen Sache geprüft: Es wurde ihnen verboten, fremdes Eigentum zu entwenden. Von den Früchten eines einzigen Baumes in der Mitte des Gartens durften sie nicht essen. Das war eine Kleinigkeit, verglichen mit den zahllosen und vielfältigen Bäumen im Paradies. Doch dieser Baum war Gottes Eigentum.
Das Verbot war keine böse Willkür, sondern hatte einen tiefen Sinn. Der Zugang zu dem Baum war nämlich nicht bewacht. Ob Adam und Eva von ihm essen würden, hing allein von ihrer Entscheidung ab. Der Mensch war also eindeutig nicht als programmierter Roboter geschaffen worden, sondern als freies intelligentes Wesen.
Er konnte sich freiwillig für die Liebe zu Gott und zu seinen Geboten ent- scheiden. Gott schenkt dem Menschen die freie Entscheidung, weil er keine Freude an willenlosen vorprogrammierten Robotern hat.
Als die Menschen dieses Verbot missachteten und von den Früchten nahmen, war es um ihre Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit geschehen. Sie wollten den wahren Grund ihres Vergehens nicht zugeben, sondern erfanden Ausreden für ihr Fehlverhalten. Als sie das achte Gebot übertreten hatten, brachen sie auch gleich das neunte, denn Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gehen in der Regel gemeinsam zu Grunde.
Der Schutz des Eigentums seiner Geschöpfe ist Gott ein besonderes Anliegen. Denn er möchte, dass sich der Mensch an seinem ehrlich erworbenen Eigentum erfreut. Deshalb verspricht er seinen treuen Kindern: »Sie werden nicht mehr bauen und ein anderer wohnt darin. Sie werden nicht mehr pflanzen und ein anderer isst. Denn … meine Erwählten werden das
genießen, was sie erarbeitet haben.« (Jesaja 65,22 Neues Leben)
Diebstahl fügt dem Besitzer nicht nur materiellen Schaden zu, sondern verletzt auch sein Innerstes und kann psychische Störungen verursa- chen: Angst die Wohnung zu verlassen und auf der Straße überfallen zu werden sowie Unsicherheit bei den alltäglichen Geschäften.
Das Gebot der Ehrlichkeit bezieht sich aber nicht nur auf groben Diebstahl. Oft rechtfertigen Menschen auch ihre kleinen Unehrlichkeiten. Bezahlt zum Beispiel eine Firma nicht genügend Lohn, lassen manche Arbeitnehmer einfach Verbrauchsmaterialien aus der Firma mitgehen.
Wahre Ehrlichkeit beinhaltet auch, dass wir die Verkäuferin auf ihren Fehler aufmerksam machen, wenn sie uns zu viel Geld herausgegeben hat, oder wenn wir eine gefundene Geldbörse dem Eigentümer wieder zurückzugeben.
Auch im Geschäftsleben ist Ehrlichkeit wichtig. So sollte etwa ein Hand- werker die bezahlte Arbeit ehrlich und ordentlich ausführen.
Nun kommt es oft vor, dass Menschen sich kein Gewissen daraus machen, wenn sie lügen und betrügen, um andere zu bestehlen und sich selbst daurch zu bereichern. Nur wenn sie Jesus begegnen, kann sich alles ändern. »Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.« (Lukas 19,10)
Jesus besuchte den Lügner Zachäus, einen betrügerischen Zöllner. Die Begegnung mit Jesus veränderte den Charakter des Zachäus so weit, dass Jesus zu ihm sagen konnte: Du wirst nicht mehr lügen, stehlen oder betrügen! Mehr noch! Das Beispiel zeigt: Wenn Jesus uns verändert, dann vermeiden wir die Sünde nicht nur äußerlich.
Ein erlöster Mensch wird versuchen den Schaden, den er angerichtet hat, auch wieder gutzumachen. »Zachäus aber trat hin und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück.« (Lukas 19,8)
Wenn jemand mehr hat, als er für sich benötigt, und den Bedürftigen hilft, erfüllt er das achte Gebot in seiner ganzen Bedeutung. Der Apostel Paulus drückt es so aus: »Wer ein Dieb ist, soll aufhören zu stehlen. Er soll seine Hände zu ehrlicher Arbeit gebrauchen und dann anderen, die in Not sind, großzügig helfen.« (Epheser 4,28 Neues Leben)
Die folgende Aussage bringt das achte Gebot in seiner Tiefe auf den Punkt: »Behandle fremdes Eigentum so sorgfältig und übe deinen Dienst so ehrlich aus, als wäre Jesus selbst der Besitzer oder dein Kunde.«
Das neunte Gebot, das Gebot der Aufrichtigkeit, hat eine noch tiefere Be- deutung als allgemein angenommen. Wie schnell gerät man in eine Gesellschaft, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Gott rät uns in solchen Situationen dringend: »Verbreite kein falsches Gerücht!« (2. Mose 23,1 Hoffnung für alle) »… dass du nicht gerätst auf den Weg des Bösen
noch unter Leute, die Falsches reden.« (Sprüche 2,12 Luther 84)
Eine ernste Warnung vor verkehrter Gesellschaft enthält auch folgender Vers: »Wer Geheimnisse verrät, ist ein Verleumder, und mit dem, der den Mund nicht halten kann, lass dich nicht ein.« (Sprüche 20:19 Luther 84)
Wie schnell aber werden hinter dem Rücken anderer Dinge erzählt, über die man lieber hätte schweigen sollen. Die Bibel nennt dieses Verhalten Verleumdung und erklärt, wie man sich richtig verhält: »Wer als Verleumder umhergeht, gibt Geheimnisse preis, der Verlässliche [aber] behält eine Sache für sich.« (Sprüche 11,13 Einheitsübers.)
Die häufigsten Gesprächsthemen drehen sich um die Fehler und Schwä- chen anderer, aus Feigheit aber nur hinter ihrem Rücken. Wäre der Betroffene dabei, würde man heuchlerisch über ihn nur Gutes erzählen. Lüge und Heuchelei sind bekanntlich Schwestern.
Verleumdung führt vielfach zu schlimmen Folgen, derer man sich oft gar nicht richtig bewusst ist. Die daraus entstandenen Schäden sind nämlich für den Verleumdeten häufig kaum zu reparieren.
Auch wenn sich später zeigt, dass eine Verleumdung nicht der Wahrheit entspricht, ist eine solche Person trotzdem gebrandmarkt. Man nennt das Rufmord und kann es mit einem Sack Federn vergleichen, den man in den Wind schüttet. Man wird es nie schaffen, die Federn alle wiedereinzusammeln, denn der Wind verweht sie in alle Richtungen.
Die Bibel warnt: »Ein falscher Mensch richtet Zank an, und ein Verleumder macht Freunde uneins.« (Sprüche 16,28 Luther 84) Viel zu schnell werden im Gespräch über andere Beurteilungen ausgesprochen, die Freunde in Verruf bringen und Freundschaften zerstören. Es kommt auf diese Weise schnell zum Streit, der aber endet, wenn der Verleumder nicht mehr da
ist, denn: »Wo kein Holz mehr ist, erlischt das Feuer, und wenn der Verleumder fort ist, hört der Streit auf.« (Sprüche 26,20)
Ähnlich schlimme Folgen hat geheucheltes Lob für jemand, der es nicht verdient hat. Es entsteht ein verzerrtes Bild von ihm und manch einer schenkt ihm dann zu Unrecht Vertrauen. Unverdientes Lob schadet auch dem Betroffenen, denn es weckt in ihm Stolz.
Eine halbe Wahrheit ist auch eine Lüge. Deshalb mahnt Jesus: »Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.« (Matthäus 5,37 Einheitsübers.)
Derselbe Jesus aber sagte auch: »Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.« (Matthäus 10,16)
Was nun? Heißt das, wir sollen durch unsere Ehrlichkeit freiwillig am eigenen Ast sägen? Wie hat sich Jesus selbst in heiklen oder brenzligen Situationen verhalten? In den Evangelien zum Beispiel in Markus 11,27-33 ist eine Situation geschildert, in der einige Gelehrte Jesus durch eine Fangfrage in die Ecke drängen wollten. Da stellte er geschickt eine Gegen- frage mit der Bemerkung: »Wenn ihr sie mir beantwortet, antworte ich euch auch.« Seine Frage war genauso heikel wie ihre. Daher gaben sie ihm keine Antwort und er war der Falle entkommen.
In eine solche Situation zu geraten, ist nicht beneidenswert. Aber die Bibel hat für uns ermutigende Worte. Im Lukas-Evangelium 12,11.12 steht geschrieben: »Wenn sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die Machthaber führen, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch ver- antworten oder was ihr sagen sollt; denn der heilige Geist wird euch in
jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt.«
Gott hat allen, die aufrichtig handeln möchten, Kraft und Weisheit ver- sprochen. Wir können uns im täglichen Gebet darauf berufen.
Wie sehr sehnt sich Gott danach, den wahrheitsliebenden, aufrichtigen Menschen vor solchen Gefahren zu bewahren. »Führe uns nicht in Versuchung!«, heißt es im Vater-Unser (Matthäus 6,13).
In einer Gesellschaft mit solchen Menschen gibt es keine Spannungen und Verdächtigungen. In so einer Gemeinschaft herrscht eine wohltuen- de Atmosphäre. König Salomo sagte: »Wer aufrichtig redet, wird geliebt.« (Sprüche 16,13 Luther 84)
Wer schon heute im Einklang mit seiner Regierung lebt und seine Gebote befolgt, weil er Jesus begegnet ist, dem verspricht Gott sichtbare ewige Gemeinschaft mit ihm: »Herr, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer in Unschuld wandelt und Gerech- tigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen; wer keine Verleumdungen
herumträgt auf seiner Zunge, wer seinem Nächsten nichts Böses tut und seinen Nachbarn nicht schmäht.« (Psalm 15,1-3)