DAS ZEHNTE GEBOT

Im zehnten Gebot geht es um Zufriedenheit und Freude.

Die erste Übertretung des zehnten Gebots geschah nicht auf unserem Planeten Erde, sondern im Universum am Thron des allmächtigen Gottes. Gott hatte Engelwesen mit freiem
Willen und freien Gedanken und Gefühlen geschaffen, denn Marionetten hätten ihn nicht lieben können. Diese Wesen konnten sich für oder gegen die gute Regierung Gottes entscheiden.

Einer der schönsten Engel, Luzifer, stellte eines Tages die gerechte Regie- rung Gottes in Frage und wurde unzufrieden. Er übertrat das Gebot des Glaubens, das erste Gebot, und gleichzeitig das Gebot der Zufriedenheit, das zehnte Gebot. Doch zunächst geschah dies nur für alle anderen Engel unsichtbar. Er begehrte die Stellung des Gottessohnes, der mit seinem Vater gemeinsam regierte. »Du aber gedachtest in deinem Herzen: … Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.« (Jesaja 14,13 Luther)

Schließlich brach darüber ein offener Kampf im Himmel aus, der sich später auf unserer Erde fortsetzte, bis heute anhält und bis zum Ende an Heftigkeit zunehmen wird. Diese Steigerung erklärt sich dadurch, dass die Übertretung der Gebote eins und zehn Auswirkung auf alle anderen Gebote hat.

Im Gegensatz zu den anderen Geboten der Mitmenschlichkeit, geschieht die Missachtung des zehnten Gebots hauptsächlich im Innersten des Menschen und ist für andere oft nicht sichtbar.

Die Angst, erwischt zu werden, setzt manchem Sünder beim groben Übertreten der anderen Gebote der Nächstenliebe noch Grenzen. Dieses zehnte Gebot kann er jedoch in jeder beliebigen Situation völlig unbemerkt übertreten. Denn keiner weiß, was in seinen Gedanken vorgeht – was oder wen er gerade begehrt. In der Treue zum zehnten Gebot steht jeder
allein vor sich selbst und dem unsichtbaren Gott.

Bei der Übertretung des zehnten Gebots kann man vier Stufen negativen Denkens erkennen, die immer tiefer in den moralischen Abgrund führen:

• Auf der 1. Stufe begehrt man den Besitz des anderen.
• Auf der 2. Stufe ärgert man sich über den Besitz des anderen.
• Auf der 3. Stufe freut man sich, wenn der andere seinen Besitz verliert.
• Und auf der 4. Stufe fängt man an alle anderen Gebote zu übertreten.

Das Übertreten der Gebote läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Jemand begehrt den Ehepartner des anderen und bricht schließlich die Ehe (7. Gebot). Jemand begehrt den Besitz des anderen und schmiedet einen Plan, wie er ihn entwenden kann (8. Gebot). Jemand begehrt besseres An- sehen als der andere und schädigt durch Verleumdung dessen guten Ruf
(9. Gebot) usw. Genau darauf wollte Jesus hinweisen, als er die Warnung aussprach: »Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.« (Matthäus 5,28)

Es scheint tatsächlich sehr schwer zu sein, das zehnte Gebot zu befolgen. Beunruhigt fragten die Jünger Jesus: »Wer kann dann überhaupt errettet werden?« Doch er nahm ihnen die Angst davor, indem er sagte: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.« (Lukas 18,26.27)

Das zehnte Gebot zeigt also nochmals sehr deutlich, wie schwach und hilflos der Mensch ist, der die Gebote ohne Gott erfüllen möchte. Aber Gott lässt den Menschen nicht allein, wenn er zur Sünde versucht wird. Paulus berichtet aus eigener Erfahrung, wie Gott ihm jedes Mal sagte: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche. Und nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann.« (2. Korinther 12,9 Neues Leben)

Damit weist das zehnte Gebot den Menschen wieder zurück auf das erste Gebot des Glaubens an den starken Gott, der aus Ägypten, also aus Versu- chung und Sünde herausführt. Hiermit schließt sich der Kreis und zeigt welche Einheit die Zehn Gebote bilden. Der durch den Glauben Gerechte siegt über die Begierde des Fleisches. Wer Gott vertraut, siegt über seine Wünsche.

EIN TIEFERER SINN DES 10. GEBOTS
Das zehnte Gebot möchte den Menschen zur Freude erziehen. Wer das zehnte Gebot in seinem tiefsten Sinne versteht, der freut sich über das, was der andere besitzt und gönnt seinem Mitmenschen von ganzem Herzen Glück und Wohlergehen, ja er verhilft ihm sogar dazu. Dieses Miteinander wünscht sich Gott von seinen Gläubigen. Diese Freude beschreibt auch Jesus in seinen Gleichnissen in Lukas 15. Will man dieses Kapitel in einem Satz zusammen-fassen, so könnte man sagen: »Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf, meinen Groschen und meinen Sohn wieder ge- funden, nachdem sie verloren waren.«

Wer sich so freuen kann, der ist zufrieden mit dem, was er hat und hält sich an die Worte: »Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: ›Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!‹« (Hebräer 13,5)

Wer an Gott glaubt, wird zwar arbeitsam und produktiv sein, aber er weiß: »… die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.« (1.Johannes 2,17)

Wer an Gott glaubt, ist mehr an ewigen Werten als an irdischen Gütern interessiert, und diese ewigen Werte teilt Gott allen gerne aus, die dar- um bitten. »Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemand einen Vorwurf.« (Jakobus 1,5 Einheitsübers.) »Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden.« (Matthäus 5,6)

Man könnte die Frage stellen: Warum steht dieses zehnte Gebot erst am Ende der Zehn Gebote? Ein anschauliches Beispiel soll helfen es zu ver- stehen. Stellen wir uns vor, ein Vater würde seinem kleinen Kind erklären wollen, dass Begehren etwas Böses ist. Das Kind würde es nicht verstehen. Darum macht ein weiser Vater das anders: Er verbietet dem Kind einfach das Stehlen oder Frechsein oder Lügen usw. Nach einiger Zeit gra- ben sich die Gebote und Verbote in Herz und Sinn des Kindes ein, werden allmählich zum Bestandteil seines Charakters und klingen dann gar nicht mehr wie Verbote oder Gebote, sondern wie Selbstverständlichkeiten im Leben eines normalen Menschen, der nach Gottes Abbild geschaffen wurde und daher in Frieden und Gerechtigkeit lebt. Die göttliche Erziehung erreicht dann im zehnten Gebot ihren Höhepunkt. Die anderen Gebote Gottes hat er zwar auch vorher konsequent befolgt. Nun aber kommt es dem erlösten Menschen nicht einmal mehr in den Sinn, sie zu übertreten.

Wer diese edlen Charaktereigenschaften haben möchte, wird das Gesetz Gottes erfüllen und gerade deshalb ein erfolgreiches Leben führen. Wie aber kann man die eigenen Gedanken und Gefühle beeinflussen? Nur indem man Gottvertrauen zum obersten Lebensprinzip macht: »Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.« (Psalm 116,7 Luther 84)

WER DAS ZEHNTE GEBOT BEFOLGT, HAT HOFFNUNG
Wenn man etwas Gutes besitzt, dann ist das Leben leichter und schöner und macht Freude. Hat man aber nicht das nötige Kleingeld, hilft auch alles Begehren nichts. Dann kann man aber in der Hoffnung leben, irgendwann einmal etwas zu besitzen. Wenn nicht mehr auf dieser, dann bestimmt auf der neuen Erde. Dorthin will uns der Herr Jesus nach dem guten Kampf des Glaubens und der Hoffnung bringen. Von dieser Hoffnung sprechen folgende Texte der Bibel in Jesaja und Offenbarung: »Freut euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe … Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte es- sen.« (Jesaja 65,18.21 Luther 84) Und auch folgende Verheißung: »Und Gott
wird abwischen alle Tränen von ihren Augen … denn das Erste ist vergan- gen.« (Offenbarung 21,4)

Bis dahin aber gelten die Worte in Hebräer 13,5: »Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist; denn er selbst hat gesagt: ›Ich will dich nicht aufgeben und dich niemals verlassen!‹«

»Du wirst nichts begehren von dem, was dein Nächster hat!« Wer einen solchen Charakter besitzt, der ist zufrieden mit dem, was er hat, und lebt mit Frieden im Herzen und in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Wer für immer in Frieden und Gerechtigkeit leben möchte, braucht nur zehn Gebote, oder besser, wie wir entdeckt haben, zehn Charaktereigenschaften. Vielleicht sind wir ein wenig ins Staunen gekommen und durften das Wunder der Liebe Gottes in seinen Geboten entdecken. In der letzten Folge dieser Serie werden wir das ewige Recht dieser Liebe Gottes noch einmal zusammenfassen. 