Das ist die Geschichte eines jungen Mannes, für den die Begegnung mit dem Herrn Jesus, das ewige Leben bedeutete. Sie wird nacherzählt in Bezug auf die Evangelien und das Buch „Das Leben Jesu” (E.G.White).
Um die Geschichte dieses Mannes besser zu verstehen, nehmen wir kurz Bezug auf das Leben des Herrn Jesus Christus. Wie bekannt, war Er ein Wanderprediger und der größte Reformator. Er beeindruckte die Menschen mit vielen Wundern – Heilungen, Erweckungen aus dem Tod, der Macht über die Natur usw. Es scharten sich um Ihn herum immer mehr Leute, voll Begeisterung und Erstaunen über Seine Botschaften und Wunder.
Nicht alle Zuschauer waren von Seinem Wirken begeistert. Theologen und Schriftgelehrten brandmarkten ihn voller Neid als Hochstapler, Betrüger, falschen Propheten und nicht zuletzt als Spiritist um Seinen Einfluss zu schwächen.
Die mahnenden Predigten Jesu einerseits und der Einfluss der Geistlichkeit andererseits, verursachten, dass immer weniger Zuhörer zu Ihm kamen. Zuletzt kam es zu einer Situation, die in Johannes-Evangelium, wie folgt, geschildert wird: „Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen?“ (Johannes 6,66.67)
Der junge Mann, von dem unsere Geschichte handelt, lebte genau in dieser Zeit. Er war ein Jude und als solcher wartete er auf den Messias, der in seiner Zeit kommen sollte. Heute würde man ihn als einen Siebenden-Tags-Adventisten bezeichnen, denn er lebte nicht nur in der Advent-Erwartung, sondern hielt auch den biblischen Ruhetag – den Sabbat.
Auch er kam zu den Versammlungen, bei denen Jesus wirkte. Dabei war er höchst begeistert und beeindruckt, denn er meinte den lange erwarteten Messias gefunden zu haben. Gleichzeitig aber hörte er wiederholt die immer lauter werdenden negativen Aussagen der Theologen über Jesus. Zunehmend verwirrte ihn dieser Widerspruch so sehr, dass er zuletzt völlig haltlos in Unglaube und tiefer Depression versank.
Solche depressiven Menschen reagieren entsprechend ihrer Eigenart verschieden. Die einen verstecken sich in ihr Schneckenhaus oder haben keine Lust mehr zum Essen; Andere trinken Alkohol, werden aggressiv, und nicht selten laufen sie sogar Amok. So ging es auch diesem jungen Mann. Er fing an ein schlimmes Unwesen zu treiben, so lange bis ihn die Polizei erwischte und einsperrte.
Dann wurde er vor Gericht gestellt. Wie überrascht war er aber, dass dieser Betrüger, den er einmal für den Messias hielt, auch als Angeklagter vor Gericht stand. Zunächst überfiel diesen Mann eine große Wut, denn er gab Jesus die Schuld für seine üble Lage, die ihn vor Gericht gebracht hatte.
Voll Hass vergaß er sich selbst und beobachtete nur Jesus. Er sah und hörte wie Er verspottet und erniedrigt wurde. Er hörte alle die Zeugen, die sich in ihren Aussagen widersprachen. Er sah wie Er geschlagen wurde; wie Ihm eine Dornenkrone auf den Kopf gedrückt wurde und wie das Blut aus den Wunden über sein Gesicht floss. All das war für ihn schwer zu verstehen, denn dieser schlug weder zurück noch fluchte er. Nein, er schwieg zu all dem. Dies alles verwirrte unseren jungen Mann mehr und mehr.
Auf Golgatha wurden drei Kreuze nebeneinander aufgerichtet. In der Mitte der Herr Jesus und auf beiden Seiten je ein Verbrecher. Einer von ihnen war unser junger Mann. Die versammelte Menge spottete und provozierte den Herrn Jesus: „die Vorübergehenden lästerten ihn. … Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Der Christus, der König Israels, steige jetzt herab vom Kreuz, damit wir sehen und glauben! Auch die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn.“ (Markus 15,29-32)
Obwohl unser junger Mann Ihn auch schmähte, beobachtete er doch weiterhin den angeblichen Messias und dessen Verhalten verwirrte ihn immer mehr. Dann hörte er Jesus beten: „Vater, vergib ihnen denn sie wissen nicht, was sie tun!” (Lukas 23,34)
Etwas später sah er, wie ein Schild über dem Haupt Jesu befestigt wurde, mit der Aufschrift: „Der König der Juden“ (Lukas 23,38) Es folgten Finsternis und Erbeben. Allmählich stieg in ihm die Gewissheit auf: Der Mensch neben mir ist tatsächlich der Messias, nach dem ich einst sehnsüchtig Ausschau hielt!
Der andere Übeltäter lästerte weiterhin Jesus und sprach: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“ Plötzlich rief der Andere ganz unerwartet laut: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist?“ (Lukas 23,39-42) Mit der Betonung „auch“, sprach er alle Anwesenden an, die auch Christus gelästert hatten. Er selbst lästerte nicht mehr, im Gegenteil, er verteidigte Jesus. Dieser Verbrecher zeigte als einziger der vielen Lästerer Reue, Buße und Umkehr. Er rief mit lauter Stimme: „Wir sind mit Recht gerichtet, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“ Mit anderen Worten: „Leute, ihr habt einen Unschuldigen verurteilt! Alle sind wir schuldig an seinem Tod!“
Versetzen wir uns jetzt in die Seele Jesu. Alle hatten Ihn verlassen. Unter dem Kreuz war nur Johannes mit vier Frauen geblieben. Aber von ihnen kamen keine tröstenden Worte. Sie schwiegen alle in hilfloser Anteilnahme. Auch sein himmlischer Vater verließ ihn. Verzweifelt rief Er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46) Für wen sollte Er eigentlich noch sterben? Lohnte es sich oder war es ein sinnloses Opfer?
In dieser schwersten Stunde des Kampfes am Kreuz meldete sich einer – unser junger Mann. Er bekannte seine Schuld und bat: „Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst!“ Das war Balsam auf das schwer belastete Herz Jesu. Dieser eine Mensch stärkte ihn, den grausamen Kreuzestod durchzustehen.
Voller Freude versprach Er dem jungen Mann neben Ihm: “Wahrlich, ich sage dir Heute: du wirst mit mir im Paradies sein.“ Ja, heute sage ich dir zu: du wirst mit mir im Paradies sein. Das war eine sichere Zusage, die diesen Verbrecher hoffnungsvoll sterben ließ.
Mancher verließ den grausamen Schauplatz mit bewegtem Herzen. In seinen Ohren klangen die Worte des Verbrechers: „Auch du fürchtest Gott nicht?” und Jesu Worte: “Wahrlich, ich sage dir Heute: du wirst mit mir im Paradies sein.“ Diese Leute, die diese Worte ins Herz trafen, gehörten später zu den ersten Christen.
Der andere Verbrecher bat zwar auch um Heil (Lukas 23,39) – zeigte jedoch keine Reue. Hier gelten die Worte: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen!” Matthäus 7,21
Wenn die Bücher am Tag des Gericht geöffnet werden, wie viele werden dort sein, die auch einst sagten: „Herr, gedenke meiner! Nimm mich, bitte, wie den Verbrecher in Dein Reich auf!
Es könnte manche Begegnung auf der neuen Erde stattfinden, bei der es ein freudiges Wiedererkennen gibt: „Hallo Freund! Du kennst mich zwar nicht, aber ich kenne dich. Ich war damals dabei, als du am Kreuz gerufen hast; es waren Worte, die mich ermutigt haben. Danke für deinen Aufruf, der mir damals die Augen öffnete, denn plötzlich erkannte ich Jesus in der Mitte als den Messias, auf den auch ich sehnsüchtig gewartet hatte.“
Ein Anderer könnte sagen „Ich, lieber Freund, lebte zwar erst 2.000 Jahre später, aber ich las über dich in den Evangelien der Bibel. Auch mich hast du zur Reue, Buße und Umkehr ermutigt, obwohl ich, wie du schon lange vorher, ein religiöser Mensch war.“
Dieser junge Mann wird wiederholt als Beispiel dafür angeführt, dass er in das Reich des Herrn Jesu kommen wird, obwohl er gar nichts für seine Erlösung getan hätte. Man lehrt allgemein, man brauche nichts mehr zu tun, als nur Ja zu der Einladung Jesu zu sagen. Man kann sich den Himmel nicht verdienen. Die Gnade ist völlig umsonst. Doch man bedenkt nicht, dass die Gnade die Kraft ist zur Überwindung der Sünde und im Menschen einen neuen würdigen Charakter ausbilden will, wenn dieser das auch möchte. Wenn das nicht so wäre, könnte jeder bösartige Mensch auch in den Himmel kommen.
Bedenken wir: Da steht ein offenes Tor in ein Leben ohne Tod, Schmerz und Leid – in ein Land voll Freude und herrlichen Schätzen, in dem Friede, Gerechtigkeit und Liebe wohnen. Es ist doch offensichtlich, dass jeder geistig gesunde Mensch zu einer solchen Einladung aus voller Kehle rufen wird: Ja! Ja! Dort will ich hinein!
Es ist aber auch offensichtlich, dass dort keiner hinein kommen kann, der diese idyllische Welt stören würde. Darum sagt die Bibel, dass das Tor ins Paradies ein enges Tor ist, durch das nur solche Menschen hinein dürfen, die gelernt haben nach dem Willen Gottes – Seinem Moralgesetz – zu leben.
„Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen.“ Matthäus 7,13
Der Verbrecher am Kreuz hatte den Herrn Jesu nicht nur beobachtet, er wurde reuiger Büßer und gleichzeitig zum großen Missionar. Alles, was ihm in seiner Lage noch möglich war, hat er getan und wird deshalb im Gericht Gottes begnadigt. Bei ihm wirkten Werke und Gnade zusammen im lebenswichtigen Einsatz.