Wo ist die Verheißung geblieben?
Sowohl ein Geheimnis als auch ein Glaube können relativ sein. Für einen Menschen, der nicht lesen kann, ist z. B. ein Brief, sogar ein für ihn geschriebener, ein Geheimnis. Sind die ersten Gleichungen der Mathematik für einen Erstklässler noch ein großes Geheimnis, so sind sie doch für die älteren Schüler keines mehr. Vergleiche dieser Art gibt es in jedem Fach der Wissenschaft. Daraus folgt: Was für den Einen ein Geheimnis ist, bedeutet für den Anderen keines.
Man könnte annehmen, dass der große Physiker, Albert Einstein, den Bericht von einem Smartphone als eine bloße Utopie bewerten oder sogar als Scherz bezeichnen würde. Und doch kann heute schon ein Kind mit diesem Gerät flott umgehen. Es ist eine Regel – je mehr man lernt und praktiziert sowie Erfahrungen sammelt, desto weniger Geheimnisse bleiben übrig; trotz all dem bleibt immer eine Menge übrig, die man nicht versteht und nie verstehen wird.
Mit dem Geheimnis des Glaubens sieht die Sache ähnlich aus wie mit dem Geheimnis der Wissenschaft. Auch Glaube kann relativ sein. Die Bibel spricht von einem kleinen und großen Glauben. „Als Jesus merkte, was sie beschäftigte, sagte Er: Ihr Kleingläubigen, …“ (Matthäus 16,8a) Oder: „Der Herr antwortete: Selbst wenn euer Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr …“ (Lukas 17,6a)
Der Glaube ist in fast allen Bereichen und Lagen des Lebens wichtig und unverzichtbar. Er ist sogar so sehr wichtig, denn: „… ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“ (Hebräer 11,6) Manches kleine oder große Geheimnis, kann ein entsprechender Glaube erfolgreich lösen.
Tief bewegen uns Berichte von Menschen, die trotz vieler Gebete weiterhin beträchtlich leiden mussten. Oft glaubten sie vergeblich an bestimmte Verheißungen der Bibel wie diese: „Rufe zu mir in Tagen der Not. Dann werde ich dich retten, und du wirst mich preisen.“ (Psalm 50,15) Weil sie keine zufriedenstellende Reaktion auf ihre Bitte erfuhren und keine Antwort auf die Frage, „Warum“, bekamen, gaben viele ihren Glauben an einen allmächtigen Gott der Liebe allmählich auf.
Eine besondere, biblische Verheißung prägt den Glauben und damit das Leben der Jünger des Herrn Jesu Christi – die Verheißung Seiner baldigen Wiederkunft: „Siehe, Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme!“ (Offenbarung 3,11) „Siehe, Ich komme bald! Glückselig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt!“ (Offenbarung 22,7) „Und siehe, Ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden so zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“ (Offenbarung 22,12) „Es spricht, der dies bezeugt: Ja, Ich komme bald! Amen. – Ja, komm, Herr Jesus!“ (Offenbarung 22,20) usw. usf.
Mit großer Begeisterung glaubte eine beträchtliche Menge an diese Verheißung: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2Petri 3,13) Als das Warten sich immer weiter verzögerte, war dies auch ein Grund, dass viele den Glauben an die baldige Wiederkunft des Herrn Jesus verloren.
Laut 2Petrus 3,3.4 wird nicht nur der Glaube verloren gehen, sondern manche mit Spott und Hohn dagegen auftreten. „Ihr müsst euch vor allem darüber im Klaren sein: In der letzten Zeit werden Menschen auftreten, die nur ihren eigenen selbstsüchtigen Wünschen folgen. Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen ist die Generation unserer Väter gestorben; aber alles ist noch so, wie es seit der Erschaffung der Welt war!“
Solche Menschen treten bis heute auf. Sie berufen sich auf einige Aussagen der Bibel, die von der baldigen Wiederkunft des Heilandes, Jesus Christus, sprechen. Aus der Sicht allgemeinen menschlichen Verständnisses wäre das berechtigt. Tatsächlich, es sind tausende von Jahren vergangen und die sehnsüchtig erwartete Erfüllung der gegebenen Verheißung blieb bis heute aus.
Ein Grund dafür, dass diese Menschen enttäuscht ihren Glauben aufgaben, kann darin zu finden sein, dass sie bestimmte Geheimnisse der Bibel nicht richtig verstanden. Erfreulicherweise werden die Geheimnisse Gottes nicht verborgen bleiben, denn es steht geschrieben: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten;“ (Johannes 16,13) oder: „da sagte er: Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse seines Reiches zu verstehen.“ (Lukas 8,10)
Versuchen wir diese Problematik der „baldigen“ Wiederkunft des Herrn Jesu genauer zu betrachten, um sie womöglich richtig zu verstehen. Bei der Suche nach diesem Geheimnis sollen auch folgende Zitate der Bibel helfen:
„Und obwohl Abraham seine Augen nicht vor dem allem verschloss, ließ er sich in seinem Glauben nicht entmutigen. Statt die Zusage Gottes in Frage zu stellen, wie es der Unglaube tun würde, ehrte er Gott, ´indem er ihm vertraute`, und wurde dadurch in seinem Glauben gestärkt. Er war fest davon überzeugt, dass Gott die Macht hat, das, was ER zugesagt und (verheißen) hat, auch zu tun. Das ist also der Grund, weshalb ihm – ´wie es in der Schrift heißt` – der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet wurde.“ (Römer 4,19-22)
„Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken – denn Er ist treu, der die Verheißung gegeben hat.“ (Hebräer 10.23) „Und diese alle, obgleich sie durch den Glauben ein gutes Zeugnis empfingen, haben das Verheißene nicht erlangt, weil Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.“ (Hebräer 11,39.40)
Ist das nicht ein Widerspruch, wenn so viele die Verheißung nicht erlangten? Bei der Lösung dieses Geheimnisses, muss vor allem folgendes beachtet werden: „Dieses eine aber sollt ihr nicht übersehen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag!“ (2Petr 3,8) Und:
„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8.9)
Besteht trotzdem die Möglichkeit etwas von den hohen Gedanken Gottes zu verstehen? Einerseits liegen Fakten vor, mit denen man sich auseinandersetzen müsste, anderseits das Hindernis des begrenzten menschlichen Denkens. Dazu dient das Beispiel der Begrenzung des menschlichen Geistes durch die Unfähigkeit „Unendlichkeit“ zu begreifen:
Wir unternehmen eine Reise in den weiten Kosmos. Laut dem Verstand kommen wir mal an ein Ende. Der gleiche Verstand, jedoch, wird gleichzeitig nach dem fragen, was hinter diesem Ende wohl sei. Das führt zu einem nie endenden Zwiespalt, denn so gleicht jedes Ende einem Anfang.
Die Unfähigkeit manche Dinge zu verstehen, liegt in der Begrenztheit des dreidimensionalen Denkens. Der Physiker, Albert Einstein, mit seiner Relativitäts-Theorie könnte vielleicht die Unendlichkeit begreifen. Er rechnet zu den drei physikalischen Größen noch die vierte dazu – die Zeit. Sie spielt in ihrem Ablauf eine große Rolle. Z. B.: Zwei Stunden in den Armen einer Geliebten kommen wie 2 Minuten vor; zwei Minuten vor einer Hinrichtung wie zwei Stunden.
Einerseits versteht man unter der Ewigkeit eine Zeit ohne Beginn und Ende, gleichzeitig ist unbegreiflich, dass das Dasein des Gottes des Universums keinen Anfang und kein Ende hat. Wie ist dann zu verstehen, dass: „Selbst der Himmel und das ganze Universum können Ihn (Gott) nicht fassen“ (2.Chronik 2,5)?
Auch dies ist unbegreiflich: Jemanden wach zu halten, gleichzeitig aber von sehr langen Zeiten zu wissen: „Wacht also! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“ (Matthäus 24,42)
Versetzen wir uns in die Lage der ersten Menschen, die in ihrem ersten Sohn den verheißenen Messias erwarteten. Würde ihnen damals gesagt worden sein, dass dieser verheißene Same erst nach 4.000 Jahren in die Welt kommt, oder den Aposteln, die zu ihrer Lebzeit den Herrn Jesus erwarteten, dass Er erst nach 2.000 Jahren kommt – würden sie dann an diese Verheißung geglaubt haben? Würden sie für ihren Glauben manch schwere Lasten auf sich genommen haben; hätten sie vieles aufgegeben, ja sogar ihr Leben eingesetzt?
Und doch: Wenn die Hoffnung an die Wiederkunft des Herrn Jesu nicht wäre, welchen Sinn hätte dann das Leben überhaupt? Welche Triebfeder wäre für das Überleben in manch schweren und anstrengenden Lagen da, die das Leben so unbarmherzig aufbürdet? Wie oft führen Krisensituationen bis zur bitteren Verzweiflung und nicht selten zum Selbstmord?
Alle diese Dinge, die mit gesundem Verstand unbegreiflich sind, und in denen man ohne Trost und Hoffnung stecken bliebe, sind mit dem Glauben zu überbrücken. Nach Begehen einer solchen Glaubensbrücke, kommt neuer Atem in das Leben und neue Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn Jesus, die in unserer Zeit tatsächlich sehr nahe ist. Das bestätigt die gegenwärtige Prophetie. Besonders die chronologischen Weissagungen der Bibel tragen zu diesem Verständnis bei: Das 2. Kapitel, im Buch Daniel, dargestellt durch eine Statue aus Symbolen der politischen Weltgeschichte; die Geschichte des Evangeliums in den sieben Siegeln im Buch der Offenbarung, Kap. 4 – 8; die Weissagungen im At und NT über das Volk Israel am Ende der Zeiten; sowie die Voraussagen des Herrn Jesus über die Zeit des Endes in den Evangelien nach Matthäus, Kap. 24, und Lukas, Kap. 21. Die Prophetie von den 2.300 Abend-Morgen im Buch Daniel, Kap. 8 und 9, führen zum 22. Oktober 1844, dem Anfang der Endzeit.
(Weitere Bibelstellen über das nahe Kommen: Matthäus 10,16.23; 24,34; Offenbarung 3,11; 22,12.20; 1.Korinther 15,51.52; Jakobus 5,8; 1.Petrus 4,7)
Alle diese Weissagungen wurden so dargestellt, dass die Menschen in ihrem dreidimensionalen Denken an ihre baldige Erfüllung glaubten. Ich glaube, dass Gott eine optimale Art der Verkündigung für das begrenzte Denken des Menschen gewählt hat, um ihn in einer Naherwartung zu halten. Auf diese Weise wird er ständig wach gerüttelt, um auf das Kommen des Sohnes Gottes bereit sein zu können, denn man weiß nie genau, wann Er kommen wird.
Ich hoffe, dass nach dieser kurzen Ausführung es nicht mehr so schwer zu glauben ist, dass die Verheißene, „baldige“ Wiederkunft des Herrn Jesus tatsächlich „bald“ in Erfüllung geht. Was schwer sein kann, ist, diese Wiederkunft zu erwarten, in weißen Kleidern, geläutert im Blut unseres Heilandes und mit einem geläuterten Charakter nach dem Maß des Moralgesetzes Gottes, vorbereitet zu sein und zu leben.
Das unerwartete Kommen kann sich auch erfüllen, wenn man plötzlich in den Todesschlaf fällt und dann wieder erwacht, wenn die Wolke mit dem neuen Welt-Herrscher, Jesus Christus, und seinen Gefolge der abertausenden von Engeln über unserer Erde steht, um Sein vorbereitetes Volk für die weite Fahrt in das himmlische Jerusalem zu sammeln.
„Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, worauf man hofft, ein Überzeugtsein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ (Hebräer 11,1/NGÜ)
„Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Römer 11,339
„Wer aber ausharrt bis ans Ende (auch im Warten), der wird gerettet werden!“ (Matthäus 10,22b)