Tun und Verstehen

„Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sagten: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun und gehorchen.“ (2.Mose 24,7 Elberfelder) (Im hebräisch steht am Ende dieses Textes ein Wort, das man auch mit: hören, gehorchen, intelligent verstehen, usw. übersetzen kann. In diesem Artikel ist die Alternative „intelligent verstehen“ gewählt, da diese im Zusammenhang mit bestimmten Geschichten der Bibel einen tiefen Sinn ergibt.

In dieser hier gewählten Alternative scheint die Reihenfolge verwechselt zu sein. Ein gesund denkender Mensch will vorerst verstehen, um dann seine Aufgabe richtig erfüllen zu können. Was könnte gemeint sein, wenn gesagt wird: „Erst tun und dann verstehen“?

In Verbindung mit einer Bekanntgabe oder einem Befehl Gottes gilt oft zuerst das Tun und erst dann folgt das Verstehen, warum etwas gemacht werden sollte! Man kann diese ungewöhnliche Reihenfolge mit folgender Aussage Gottes besser begreifen: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8.9)

Ein anschauliches Beispiel: Wenn eine Mutter ihrem kleinen Kind laut zurufen würde: „Nein! Berühre die heiße Platte nicht, sonst verbrennst du dir die Finger!“ dann wird das Kind anfangs nicht verstehen, warum die Mutter schreit.

So wie das kleine Kind nicht immer wissen kann was Gut oder Schlecht ist, können auch alle Gottesgeschöpfe, auch die Engel, nicht immer und sofort unterscheiden zwischen Gut und Böse. Seine vielen Geheimnisse offenbart Gott nur stückweise. „Denn unser Wissen ist Stückwerk. (1.Korinther 13,9)“ Bei den Menschen erweitert sich das Verständnis allmählich durch das Betrachten der Heiligen Schrift und dem Einfluss des Geistes Gottes, der sich besonders in Lebenserfahrungen offenbart. Bis dahin gilt in erster Linie das zu tun, was Gott sagt! Einige Beispiele aus der Bibel bestätigen es:

„Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! … Du aber gedachtest in deinem Herzen: »Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen. … Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.“ „Doch hinunter ins Totenreich fährst du, in die tiefste Grube!“ (Jesaja 14,12-15) Der hoch intelligente Cherub, Luzifer, wusste nicht wohin seine Rebellion führen würde. Dieser tiefe Sturz wäre ihm erspart geblieben, hätte er das erste Gebot des Sittendekalogs, das einen anderen Gott zu haben verbietet, im Glauben gehalten – ohne Spekulation.

Den ersten Menschen, Adam und Eva, wurde verboten vom Baum der Erkenntnis zu essen. Ihnen wurde zwar gesagt, dass sie sonst sterben müssten, aber sie hatten keine Ahnung, was es heißt sterben zu müssen. Statt im guten Glauben das Verbotene nicht zu essen, begannen sie darüber nachzudenken und zu grübeln. Eva meinte, dass eine so schöne Frucht doch nicht schädlich sein kann. Adam wiederum dachte, wenn er seine Eva verliert, würde er ohne sie nicht leben können.

Der Patriarch, Noah, sollte auf Befehl Gottes auf trockenem Land ein riesig großes Schiff bauen. Das war gegen jegliche Vernunft. Bestimmt musste er sich viele spöttische Bemerkungen über sein angeblich „dummes“ Werk anhören. Gewiss war es auch für ihn ein Unsinn, trotzdem baute er weiter. Er tat es, weil Gott es gesagt hatte.

Einerseits versprach Gott dem alten Abraham ihn zu einem großen Volk zu vermehren, dann aber forderte er von ihm seinen einzigen Sohn zu opfern. Abraham hätte grübeln können, ob es Gott, auf Grund seiner Verheißung tatsächlich forderte. Darüber hinaus war die Kinderopferung ein heidnisches Ritual. Aber er tat, was Gott von ihm gefordert hatte.

Auf Befehl Gottes zog Gideon mit nur dreihundert Kriegern gegen eine überragend große Armee. Nach gesundem Verstand glich das einem wahnsinnigen Selbstmordakt. Gideon überlegte nicht erst lange, sondern wagte es, denn sein Gott hatte es gesagt.

Ein ernster Fall eines Handelns bevor man hört (versteht), der einen aufrichtigen Nachfolger Jesu verwirren kann: Auf die Anweisung des Herrn Jesu stieg der Apostel Petrus ohne zu überlegen oder zu grübeln aus dem Boot und ging auf dem Wasser zu seinem Meister. Als er dann seine Tat verstehen wollte, bekam er unnötig große Angst. Er erlebte eine Situation, die jedem passieren kann beim treuen Ausführen einer Anweisung Gottes.

Erfahrungen dieser Art haben auch kleine gläubige Leute gemacht. Hier ein Beispiel: Als Familie hatten wir schon längere Zeit geplant im Herbst einen Tagesausflug zu unternehmen. Unser geplantes Ziel war ein botanischer Garten hinter der staatlichen Grenze, die ein Fluss bildete. Alle freuten wir uns sehr darauf. Als dann der Tag kam, hatte die Tochter großen Schmerz in ihrem Bein und der Sohn bekam Fieber. An diesem Morgen wurde viel gesprochen, ob vielleicht trotzdem der Ausflug zu wagen wäre.

Plötzlich fasste ich den Mut. Ich ging alleine in ein Zimmer. Mit der Bibel in der Hand kniete ich nieder und bat Gott um Rat. Nach dem Vorbild der alten gläubigen Geschwister öffnete ich dann blind meine Bibel. Ich spürte wie mein Finger sich von alleine bewegte. Ich öffnete die Augen und las was über dem Finger stand. Da las ich folgendes: „Als Jesus das geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, in den gingen er und seine Jünger. (Johannes 18,1)

So interpretierte ich den Inhalt dieses Textes: „Daniel beendete das Gespräch, nahm seine Familie und ging über den Grenzfluss in den botanischen Garten in Wieliczka.“ Unverzüglich und mit großer Freude taten wir das dann auch. Wir erlebten alle einen herrlichen Tag – ohne Schmerz und Fieber, und mit total blauem Himmel, der letzte für die nächsten drei Monate.

Was kann herauskommen, wenn man die Reihenfolge, des „Tuns und Hörens“ vertauscht. Ein Beispiel: Im ersten Gebot des Moralgesetzes Gottes steht geschrieben: „Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der HERR, dein Gott … Du sollst (in Grundtext: du wirst) keine anderen Götter haben neben mir. (2.Mose 20,1-3).

Nach dem Vorbild der Heiden wollten christliche Theologen auch drei Götter haben. Weil aber dieses erste Gebot es verbietet, machten sie, um dieses Gebot zu erfüllen, aus drei Göttern einen Gott – eine Person – so als ob es nur einen Gott gäbe. Ein klarer Verstoß gegen die Anordnung Gottes.

Obwohl nicht immer und alles in der Bibel gleich verstanden wird, soll es nicht bei Seite gesetzt, sondern immer wieder neu gelesen werden. Mit der Zeit werden Geheimnisse Gottes allmählich immer mehr verständlich. Ein Rest der Geheimnisse Gottes muss im Glauben angenommen und entsprechend dem was Gott sagt, getan werden. „Denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es Ihn gibt und dass ER die belohnt, die Ihn aufrichtig suchen.“

Um noch einmal zu betonen: In erster Linie fordert Gott das zu tun, was ER befohlen hat. Erst dann folgen das Nachdenken und Grübeln, um vielleicht den Grund für den Befehl Gottes zu verstehen. Vor allem gilt das Tun für das Befolgen aller zehn Gebote des Moralgesetzes Gottes und das ohne jegliches „“Wenn und Aber“.

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedankenals eure Gedanken.“ (Jesaja 55,8.9)

Ein gut erzogenes Kind versteht zwar nicht immer warum, aber es tut was die Mutter sagt! Viel später erfährt das Kind warum es gut war zu gehorchen. So ist der Gehorsam ein Schlüssel zum „Hören, Tun und Verstehen!“

Und noch dies: Erst zu tun und danach zu verstehen warum, benötigt einen starken Glauben und ein kindliches Vertrauen. Man stärkt und vergrößert einen solchen Glauben durch andauernde Übung – durch die Beobachtung der Kreatur, durch Studium der Bibel und persönliche Erfahrungen, die man mit Gott wagt und erlebt.